Vernetzt und verletzt
Das hellblaue Licht digitaler Endgeräte wirft einen Schatten auf die Gesundheit unserer Kinder.
Die Digitalisierung unserer Bildungslandschaft schreitet mit schnellen Schritten
voran. Mehr Digitalisierung sei notwendig, wir hinkten weltweit hinterher,
unsere Kinder würden ohne das tägliche Üben mit iPads und Co. in der Zukunft
keinen Job finden ... So wird es täglich von Politikern und in den Leitmedien
erklärt. Aber was für die Wirtschaft — speziell für die Hersteller von Technik-
Spielzeug — gut ist, ist es mitunter nicht für die Kinder. Die wenigsten machen
sich Gedanken darüber, was die Digitalisierung mit der Gesundheit speziell
junger Nutzer anstellt. Die Autoren geben einen Überblick über die
schlimmsten Beeinträchtigungen durch exzessive Technik-Nutzung.
Dass viele Eltern die Digitalisierung der Schulbildung begrüßen, ist
unumstritten. Genauso unumstritten ist es, dass Eltern die Gesundheit ihrer
Kinder fördern wollen. Während Regierungen und Bildungsbehörden seit
mehreren Jahren die angeblichen Vorteile der Digitalisierung unerbittlich
bewerben und seit 2020 das „Fernlernen“ als besonderen Vorteil in der
jetzigen Krise präsentieren, wird über die eventuellen Gesundheitsschäden in
Bezug auf die Digitalisierung geschwiegen.
Die folgenden Zeilen informieren über etliche Schäden, die durch die Nutzung
von Computern (einschließlich Tablets, Handys und Computerspielen)
entstehen, und schlagen vor, wie man Kinder vor negativen Auswirkungen der
Digitalisierung schützen kann.
Der Fokus dieses Infoblattes liegt auf den gesundheitlichen Schäden. Manch
andere Nachteile der Digitalisierung werden auch thematisiert. Zitierte Quellen
finden sich in der Bibliografie, am Ende des Infoblattes.
Augenverletzung und
Schlafstörungen
Lichtstrahlung („blaues Licht“)
Das menschliche Auge ist an das Spektrum der Sonnenstrahlung angepasst.
Die Strahlung aus den Bildschirmen von Tablets oder Handys — oft „blaues
Licht“ genannt — hat ein wesentlich anderes Spektrum als Sonnenlicht und
kann die Netzhautzellen beschädigen (1 bis 4). Das gilt besonders in der
Wachstumsphase des Auges, also bei Kindern. Darüber hinaus kann diese
Strahlung die nächtliche Produktion des Hormons Melatonin hemmen und
somit zu Schlafstörungen führen (5).
Enges Blickfeld und gleichbleibender Fokuspunkt
Das Auge hat verschiedene Muskeln, die jeweils den Augapfel bewegen, die
Brechkraft des Auges anpassen und die Pupillenweite kontrollieren. Wie auch
bei anderen Muskeln gilt: Wenn die Augenmuskeln sich wenig bewegen,
schwinden sie. Ein nicht digitalisiertes Schulkind sitzt bei seiner Arbeit an einem
Tisch, wo lauter Sachen herumliegen, die es betrachtet und nach denen es
immer wieder greifen muss: Bücher, Hefte, Blätter, Stifte, die Federmappe, der
Anspitzer und der Radiergummi, das Lineal. Sein Blickfeld ist dementsprechend
breit, und der Fokuspunkt seines Auges variiert, sodass all die Augenmuskeln
sich regelmäßig bewegen. Bei der Arbeit mit einem iPad dagegen bleibt sein
Blickfeld extrem eng und der Fokuspunkt gleich, sodass die Augenmuskeln sich
wenig bewegen und dadurch schwinden, was zu verschiedenen
Augenproblemen führen kann.
Trockene Augen durch zu wenig Blinzeln
Mit jedem Augenschlag wird Tränenflüssigkeit auf der Augenoberfläche
verteilt, was nicht nur die Horn- und Bindehaut befeuchtet, sondern auch
Bakterien abwehrt und Staub und Schmutz abwischt. Beim Starren auf ein iPad
blinzelt ein Kind drastisch weniger als bei der Arbeit mit Büchern, Heften und
Stiften, sodass seine Augen trockener, schmutziger und für eine Infektion
anfälliger werden (6 bis 8).
Schutz vor Augenverletzung und Schlafstörungen
Der allergrößte Schutz für die Augen ist, so wenig Zeit wie möglich am
Bildschirm zu verbringen. Für einen gesunden Schlaf sollten besonders Kinder
und Jugendliche 2 bis 3 Stunden vor dem Einschlafen nicht auf einen Bildschirm
starren.
Falls Kinder unbedingt beträchtliche Zeit auf einen Bildschirm starren müssen,
hilft die sogenannte „20-20-20 Regel“: Alle 20 Minuten sollte sich das Kind für
20 Sekunden auf einen Punkt fokussieren, der ungefähr 20 Fuß (circa 6 Meter)
entfernt liegt.
Schädigende Körperhaltung
Bei einer guten Körperhaltung liegt der Massenschwerpunkt des Kopfes in
einer ungefähr senkrechten Linie mit der Halswirbelsäule, die das Gewicht des
Kopfes ohne Probleme trägt. Die Hüfte liegt ebenfalls in dieser Linie, und der
Rücken trägt das Körpergewicht auch ohne Probleme. Wenn ein Kind dagegen
auf ein Handy oder Tablet schaut, entsteht typischerweise eine schlechte
Körperhaltung: Das Gewicht des Kopfs (circa 2 bis 3 kg) biegt die
Halswirbelsäule stark nach vorne, die dadurch hoch gespannt wird, und der
ganze Rücken wird krumm. Das alles führt sehr oft zu Nacken-, Rücken- und
Kopfschmerzen (9 bis 11), langfristig zu Verformungen am Skelett und an den
Muskeln (12, 13) und einer frühzeitigen Degeneration der Bandscheiben (14).
Schutz vor schädigender Körperhaltung
Kinder und Jugendliche müssen geschult werden, bei der Computerarbeit die
richtige Körperhaltung — wie oben beschrieben — einzunehmen und
beizubehalten. Eine solche Schulung wird zurzeit nicht in Schulen vermittelt.
Eltern müssen daher die volle Verantwortung tragen.
Hier gilt auch: Für eine gesunde Entwicklung des Skeletts und der Muskulatur
sollten Kinder nur so viel Zeit am Computer verbringen, wie absolut
unvermeidbar ist.
Bedenken in Bezug auf WLAN- und
Handystrahlung
WLAN- und Handystrahlung sind nicht das Gleiche, und es gibt verschiedene
Varianten von beiden, doch sie sind alle verwandt und bestehen aus
elektromagnetischer Strahlung mit einer Frequenz im Bereich von circa 1 bis 5
GHz. Die Belastung durch solche Strahlung gibt Anlass zur Sorge (15, 16). Es
besteht ein erhöhtes Risiko, an Krebs, Unfruchtbarkeit, Alzheimer, Parkinson
und Stoffwechselstörungen zu erkranken (17 bis 19).
Die Hersteller von Handys und WLAN-Routern selbst warnen vor der Belastung
durch elektromagnetische Strahlung. Einige Beispiele:
„Vermeiden Sie das Aufstellen Ihres Speedports (WLAN-Routers) in
unmittelbarer Nähe zu Schlaf-, Kinder- und Aufenthaltsräumen, um die
Belastung durch elektromagnetische Felder so gering wie möglich zu halten“
(20).
„Das iPhone sollte mindestens 10 mm vom Körper getragen werden. Dadurch
ist gewährleistet, dass die Belastung nicht über den in den Tests ermittelten
Werten liegt“ (21).
„Um die Belastung durch HF-Energie zu reduzieren, sollten Freisprechanlagen
wie der integrierte Lautsprecher, die mitgelieferten Kopfhörer oder ähnliches
Zubehör verwendet werden“ (22).
Schutz vor WLAN- und Handystrahlung
Grundsätzlich sollte jede Strahlungsquelle — ob Handy, Laptop, Tablet, TV-
Stick, Router oder Verstärker — abgeschaltet werden, wenn sie nicht in
Gebrauch ist. Das heißt nicht unbedingt, dass die Geräte selbst auszuschalten
sind. Bei Handys, Tablets und Laptops gibt es einen Flugmodus, und viele
Router können auf Knopfdruck das WLAN abschalten. Weiterhin sollten Kinder
das Handy nicht immer am Körper tragen.
Sucht und Verhaltensauffälligkeiten
Sehr viele mit einem Handy und/oder iPad ausgestattete Kinder und
Jugendliche werden schnell süchtig nach ihren Geräten (23 bis 25).
Ein süchtiges Kind greift ständig nach seinem Gerät, wird leicht von jeder
Benachrichtigung abgelenkt und hat weniger Zeit und Lust für andere
Aktivitäten. Weiterhin fällt es einem solchen Kind schwer, das Gerät nachts
wegzulegen, was zu Schlafstörungen führt und somit die Regeneration des
Körpers behindert.
Viele Erwachsene bemerken, dass Kinder soziale Isolation und andere
Verhaltensauffälligkeiten zeigen, wenn sie häufig digitale Medien — Handy,
Tablet, Spielkonsole, TV — konsumieren (26).
Schutz vor Mediensucht
Um Computersucht zu vermeiden, reicht es sicherlich nicht, dem Kind lediglich
das Gerät wegzunehmen. Ein Kind, das ständig daran denkt, ist auch ohne das
Gerät weiterhin süchtig. Es braucht Alternativen, auf die es sich freuen kann:
Sport, Musik, Tanzen, Singen, Basteln, sich mit Freunden zu treffen und an der
frischen Luft zu spielen. Selbstverständlich hilft es hierbei enorm, wenn
Erwachsene gute Vorbilder sind.
Cybermobbing
Cybermobbing ist eine Form der Gewalt gegen Kinder und Jugendliche (27 bis
29). Mit der steigenden Digitalisierung steigen auch die Anzahl der Opfer und
das Ausmaß ihrer Belastung stark an (30 bis 32). Mobbing gab es immer;
allerdings senkt das Internet die Hemmschwelle für Mobbingaktivitäten, da
viele Kinder sich in der virtuellen Welt trauen, Beleidigungen, Verspottungen
und Drohungen zu schreiben, die sie in der physischen Welt nicht aussprechen
würden (27). Darüber hinaus können die Täter rund um die Uhr aktiv sein und
ihre Opfer auch im häuslichen und ehemals sicheren Umfeld angreifen.
Die Folgen von Cybermobbing variieren von Fall zu Fall. Einige Opfer erleiden
langfristig eine ernsthafte emotionale, psychische und/oder physische
Belastung bis hin zu Traumata. In einigen Fällen sind auch Lehrkräfte Opfer von
Cybermobbing (33, 34).
Schutz vor Cybermobbing
Sobald ein Kind Zugang zu sozialen Netzwerken bekommt, sollten Erwachsene
— Eltern, Pädagogen — mit ihm Verhaltensregeln diskutieren und vereinbaren.
Es gibt viele Fragen zu besprechen: Wie sollten Kinder respektvoll miteinander
umgehen? Wie erkennt man Cybermobbing, auch schon in den Anfängen? Was
sollte ein Kind tun, wenn es sich ungerecht behandelt fühlt? Oder wenn es
feststellt, dass ein anderes Kind angegriffen wurde? Wie viel persönliche
Information sollte es preisgeben? Welche Gefahren entstehen, wenn es
persönliche Fotos und Videos teilt oder veröffentlicht? Am Anfang kann es
sinnvoll sein, dass besonders Eltern alle Tätigkeiten ihres Kindes im Internet
kontrollieren.
Wenn ein Kind von Cybermobbing betroffen ist, sollten Eltern so schnell wie
möglich handeln. Gemeinsam mit dem Kind können die genauen Vorfälle
festgestellt und Beweise gesichert werden. In Absprache mit und auf
Veranlassung von der Schule oder notfalls auch der Polizei können
Cybermobber blockiert und beleidigende Inhalte gelöscht werden.
Zugang zu schädlichem Inhalt
Pornografie
So sehr die meisten Eltern sich bemühen, es zu verhindern, gelingt es vielen
Kindern, von ihren Handys und Tablets auf pornografische Bilder und Videos
zuzugreifen (35 bis 37). Das Problem ist nicht bloß, dass Menschen —
insbesondere Frauen, aber auch Männer — als rein sexuelle Objekte
dargestellt werden. Manche Bilder können extrem verstörend sein, besonders
wenn Kinder sie sehr früh und ungewollt sehen. Ein kurzer Blick auf eine oft
besuchte pornografische Webseite wie YouPorn.com reicht, um zu zeigen,
worum es sich hier handelt. Diese Bilder gehen ihnen eine lange Zeit oft nicht
aus dem Kopf. Ebenfalls fällt es Jugendlichen und Erwachsenen schwerer,
Liebe, Romantik und wahre Intimität zu entdecken, wenn sie bereits als Kinder
regelmäßig pornografischen Inhalt erlebt haben.
Darüber hinaus kann jedes Kind jederzeit mit einem iPad Fotos und Videos von
seinen eigenen Körperteilen und geschlechtlichen Handlungen machen und
diese „selbstgemachte“ Pornografie über soziale Netzwerke teilen, auch an
Kinder, die sie gar nicht sehen wollen. Die Konsequenzen eines solchen
Verhaltens können Kinder nicht abschätzen.
Gewalt, Drogenmissbrauch
Ebenfalls haben mit iPads ausgestattete Kinder leichten Zugang zu Inhalten,
die Gewalt und Drogenmissbrauch verharmlosen oder gar verherrlichen.
Fragwürdige Werbung
Beim Surfen im Internet ist Online-Werbung nicht zu vermeiden, und Kinder
sind immer öfter die Zielgruppe (38, 39). Fast-Food-Ketten,
Glücksspielunternehmen, Lebensmittelkonzerne, Supermärkte und allerlei
andere Firmen verwenden ausgefeilte Methoden, um unnötige oder gar
gesundheitsschädigende Produkte zu verherrlichen und dabei an das Geld und
die Daten von Kindern zu gelangen. Für diese Werbebotschaften werden sehr
häufig Prominente gebucht. Nicht nur Kinder, sondern auch viele Erwachsene
denken dann, dass das Produkt sicher gut ist, wenn es mit Showmaster A oder
Fotomodell B oder Fußballer C in Verbindung gebracht wird.
Schutz vor schädlichem Inhalt
Eltern können eine Reihe von Maßnahmen ergreifen. Schon bevor ein Kind ein
Gerät bekommt, sollten Eltern darüber sprechen, dass nicht alle Inhalte
harmlos und kindgerecht sind, die im Internet zu finden sind.
Je nach Alter und Persönlichkeit des Kindes können zum Beispiel Eltern die
vielen unterschiedlichen Themen regelmäßig diskutieren, wie etwa: die
psychologische Wirkung von Gewaltdarstellung, die schrecklichen Folgen von
Drogenmissbrauch, der Zweck und die Wirkung von kommerzieller Werbung,
die Unterschiede zwischen Pornografie und echter Sexualität. Je offener und
vertrauensvoller das Verhältnis zwischen Kind und Eltern ist, desto wirksamer
sind solche Diskussionen.
Je nach Gerät, Betriebssystem und Suchmaschine können Eltern
unterschiedliche technische Maßnahmen ergreifen, wie das Aktivieren von
Sicherheitseinstellungen. Geschickte Kinder können solche Maßnahmen
allerdings oft umgehen.
Pädagogische Nachteile
Umfangreiche pädagogische Forschung kommt zu dem Schluss, dass
digitalisiertes Lernen Kinder benachteiligt im Vergleich zu Kindern, die ohne
Computer lernen (40 bis 44). Viele Lehrkräfte gelangen zu derselben
Erkenntnis.
Mehrere Nachteile lassen sich leicht nachvollziehen: Wenn bei einem „nicht
digitalisierten“ Kind eine Frage entsteht, muss es selber über die Frage
nachdenken, was seine Denkfähigkeiten entwickelt. Es muss eine Weile
überlegen, vielleicht Wörter oder Zahlen aufschreiben, ein Diagramm zeichnen
oder in einem Buch nachschlagen. Ein griffbereites iPad dagegen verleitet ein
Kind dazu, erst einmal zu prüfen, ob eine Antwort parat im Internet steht.
Ebenso werden Denkfähigkeiten von Kindern unterfordert, wenn ihnen
ständig Multiple-Choice-Fragen gestellt werden statt offene Fragen, die mit
Wörtern beziehungsweise Sätzen zu beantworten sind, die sich das Kind selber
ausdenken muss.
Die Feinmotorik, die ein Kind beim Schreiben und Malen mit Stiften, Linealen
und Zirkeln lernt, verbessert seine Lern- und Gedächtnisleistung (41 bis 45),
wird aber beim digitalisierten Unterricht fast komplett vernachlässigt.
Überwachung und Schadsoftware
Handy- und Tabletnutzer lassen sich auf unterschiedliche Art und Weise
ausspionieren. Völlig gesetzmäßig dürfen IT- und Telekom-Unternehmen sowie
der Staatssicherheitsdienst und Bildungsbehörden alle mit dem Internet
verbundenen Geräte überwachen (46, 47). Zum Beispiel: Gemäß einem
typischen Softwarelizenzvertrag darf ein IT-Unternehmen wie Apple
ausgewählte Benutzerdaten übertragen, sammeln, verwalten, verarbeiten und
anderweitig verwenden.
Darüber hinaus gibt es mehrere Apps auf dem Markt, die Handy- und
Tabletnutzer ausspionieren lassen, so etwa die iPad-Spy-App von SPYERA
(48).Wenn so eine App heimlich installiert wird, kann der Spion ein Gerät
überwachen, ohne dass der Nutzer es überhaupt weiß.
Mit den oben genannten Arten von „Spyware“ bekommt der Spion Zugang auf
unterschiedliche Daten auf dem Gerät wie Standortdaten, Bilder, Videos,
Nachrichten. Noch schlimmer: Ein gehacktes Gerät kann nicht nur Sprach- und
Videoanrufe offenlegen, sondern als leistungsstarke Wanze mit dem Mikrofon
und Kamera das Wohnumfeld komplett ausspionieren.
Über Videokonferenzdienste wie Zoom und Skype erhalten Außenstehende —
andere Kinder, LehrerInnen, allzu oft auch Hacker — sogar Zugang zum
persönlichen Wohnumfeld.
Bei der Nutzung eines mit dem Internet verbundenen Handys oder Tablets
entsteht immer das Risiko, dass unerwünschte schädliche Software —
„Malware“ — auf dem Gerät landet. Solche Schadprogramme können Daten
klauen, Dateien löschen oder Dateien verschlüsseln und dabei Geld vom
Benutzer erpressen.
Finanzielle Schäden und
kommerzielle Einflussnahme
Es wird behauptet, Schulkinder bekämen „kostenlos“ elektronische Geräte
(49). Es mag wohl sein, dass Eltern für die Erstanschaffung der Geräte diese
nicht von ihrem Privatgeld bezahlen müssen; allerdings bezahlen müssen
Eltern auf jeden Fall, und zwar indirekt über Steuergelder. Dieses Geld fehlt
dann für andere, sinnvollere Zwecke.
Weiterhin brauchen die Geräte Software, die oft kontinuierlich aktualisiert
werden muss. Die Geräte selbst sowie die notwendige IT-Infrastruktur wie
etwa das WLAN müssen auch regelmäßig auf den neuesten Stand gebracht
werden. Das alles verschlingt ebenfalls Steuer- und Privatgeld. Diese Gelder
fließen in Megakonzerne wie Apple und Microsoft, die bekanntlich selber sehr
wenig Steuern in Deutschland zahlen und die über diverse Stiftungen zudem
auch andernorts Steuervorteile genießen.
Hardware, Software und IT-Infrastruktur werden alle von
gewinnorientierten Unternehmen hergestellt, die ihre eigenen
kommerziellen Interessen gegenüber den Interessen unserer Kinder
priorisieren.
Die reichsten Konzerne haben eine enorme Macht und nutzen diese aktiv, um
politische Entscheidungen zu ihren Gunsten zu beeinflussen (50 bis 52). Sie
finanzieren oder subventionieren Teile der Bildung — Bereitstellung der
Geräte, technische Infrastruktur, Lernplattformen, Ausbildung der Lehrkräfte
— und erlangen somit eine Mitbestimmung in Bezug auf Bildungsinhalte.
Umweltverschmutzung
Die Herstellung, Nutzung und Entsorgung eines elektronischen Geräts
erfordert Kunststoff, Seltenerdmetalle, viel Strom und schädliche Chemikalien.
Das alles verschmutzt die Erde, zerstört Ökosysteme, fördert Kinderarbeit und
schadet sowohl der Umwelt als auch den Menschen (53, 54).
Was nun?
Wenn man sich die Bilanz von Vor- und Nachteilen der Digitalisierung unserer
Bildungslandschaft anschaut, sollte man sich sehr genau fragen: Warum
machen wir das alles? Wer entscheidet über den Umbau unserer Bildung, wer
finanziert die mediale Aufbereitung der unterschiedlichen Aspekte? Wer
profitiert — und wie — von digitalisiertem Nachwuchs? Die Antworten zu
diesen Fragen muss jeder selbst finden. Gleiches gilt für individuelle Lösungen.
Gemeinschaftlich müssen wir dann entscheiden, ob wir die Digitalisierung im
avancierten Ausmaß und mit den beschriebenen Konsequenzen annehmen
und fördern wollen.
Foto: Shutterstock
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Quellen und Anmerkungen:
•
(1) Brille24 GmbH, „Computer-Vision-Syndrom
schon bei Kindern?“
•
(2) Brille24 GmbH, „Computerergonomie für
gesundes Sehen“
•
(3) Carl Zeiss AG, „Wie gefährlich blaues Licht für
das menschliches Auge wirklich ist“
•
(4) Z. C. Zhao, Y. Zhou, G. Tan und J. Li, „Research
progress about the effect and prevention of blue
light on eyes“, Int J Ophthalmol, Bd. 11, Nr. 12, pp.
1999-2003, 2018
•
(5) Der Spiegel, „Licht von Handy, Laptop und
Tablet stört Schlaf“, 24.11.2014
Neuigkeiten zur Digitalisierung:
Hinweis zum Beitrag: Der vorliegende Text erschien zuerst im „Rubikon – Magazin für die kritische Masse“. Da
die Veröffentlichung unter freier Lizenz (Creative Commons) erfolgte, übernimmt Futureway diesen Text in der
Zweitverwertung und weist freundlich darauf hin, dass freie Medien wie Rubikon auf Spenden angewiesen sind.
Quellen und Anmerkungen:
•
(6) All About Vision, AAV Media LLC, „Can You Get
Dry Eyes From Using A Computer Or Watching
TV?“
•
(7) Barmer, „Trockene Augen durch
Bildschirmarbeit“, 14.12.2018
•
(8) L. Heine, „Office-Eye-Syndrom — so beugen
Sie vor“, 18.10.2020
Quellen und Anmerkungen:
•
(9) Dr. Joachim Mallwitz, „Handynacken:
Verspannung der Halswirbelsäulenmuskulatur“,
15.01.2018
•
(10) D. R. Gefaller, „iPad generation sees huge rise
in back and neck pain“, 28.04.2015
•
(11) J. Wilser, „The Pandemic of Work-From-Home
Injuries“, The New York Times, 04.09.2020.
•
(12) Merkur.de, „Verformtes Skelett: Diese fatale
Auswirkung kann das Smartphone auf unseren
Hals haben“, 08.07.2019
•
(13) Forschung und Wissen, „Knochen des
Menschen durch dauerhafte Smartphone-Nutzung
verändert“, 22.06.2019
•
(14) Stern, „Smartphone-Nutzung belastet die
Wirbelsäule“, 22.11.2014
Quellen und Anmerkungen:
•
(15) diagnose:funk, „Smartphone nicht in
Körpernähe benutzen“
•
(16) La Repubblica, „Smartphone:
Verwaltungsgericht Lazio ordnet eine
Informationskampagne über Gesundheitsrisiken
an“, 16.01.2019
•
(17) Zentrum der Gesundheit, „WIFI (WLAN):
Ursache von Krebs, Alzheimer und Parkinson“,
30.10.2020
•
(18) Zentrum der Gesundheit, „Handy am Körper
ist gefährlich,“ 01 12 2020
•
(19) Zentrum der Gesundheit, „Gericht bestätigt:
Smartphones können Gehirntumoren
verursachen“, 10.02.2020
Quellen und Anmerkungen:
•
(21) Apple Inc., „iPhone 4s RF Exposure
Information“
Quellen und Anmerkungen:
•
(23) Institut für Demographie, Allgemeinwohl und
Familie e.V., „Das Handy ist wie Kokain in der
Tasche“, 06.12.2019
•
(24) FOCUS Online, „Handysucht bei Kindern:
Experte nennt größte Fehler, die Eltern in der
Erziehung machen“, 06.07.2019
•
(25) F. Weinert, Hilfe, mein Kind ist ein Smombie,
Tectum Verlag, 2019
Quellen und Anmerkungen:
•
(27) Polizeiliche Kriminalprävention der Länder
und des Bundes (ProPK), „Cybermobbing ist
digitale Gewalt“
•
(28) Internet ABC, „Cybermobbing und Kinder“
•
(29) Studienkreis, „Cybermobbing bei Kindern —
Folgen, Maßnahmen und Prävention“
•
(30) ZDF, „Zwei Millionen Schüler betroffen —
Cybermobbing steigt stark an“, 02.12.2020
•
(31) Der Spiegel, „Beschimpft, bedroht und
genötigt — 24 Stunden am Tag, 7 Tage die
Woche“, 02.12.2020
•
(32) Bunte, „Schutz für Kinder in Corona-Zeit:
Cybermobbing-Experte fordert schulische
Interneterziehung“, 09.02.2021
Quellen und Anmerkungen:
•
(40) G. Lembke und I. Leipner, Die Lüge der
digitalen Bildung — Warum unsere Kinder das
Lernen verlernen, Redline, 2018.
•
(41) T. Sumpf, „Digitalisierung ist schlecht für die
Bildung — Norwegische Hirnforscher belegen
positive Effekte von Schreiben mit der Hand“, The
Epoch Times, 09.10.2020
•
(42) „Kinder, die 7+ Stunden auf einen Bildschirm
starren, weisen eine dünnere Hirnrinde auf“, The
Epoch Times, 26.03.2019
•
(43) M. Spitzer, „Die Handschrift ist der Weg in
unser Gedächtnis“, MDR Kultur, 11.01.2018
•
(44) M. Winterhoff, „Wie die Digitalisierung unsere
Kinder verblödet (Video, 80 Min)“, RPP Institut,
07.12.2019
Quellen und Anmerkungen:
•
(45) E. Ose Askvik, F. R. van der Weel und A. L. H.
van der Meer, „The Importance of Cursive
Handwriting Over Typewriting for Learning in the
Classroom: A High-Density EEG Study of 12-Year-
Old Children and Young Adults“, Frontiers in
Psychology, Bd. 11, p. 1810, 2020.
Quellen und Anmerkungen:
•
(49) Weser-Kurier, „Bremen schafft Schüler-IPads
für 51 Millionen Euro an“, 08.07.2020
Quellen und Anmerkungen:
•
(50) Digitalcourage e.V., „Die Macht der
Digitalkonzerne“, 29.04.2020
•
(51) LobbyControl, „Machtdemonstration der
Digitalkonzerne“, 21.01.2021
•
(52) Süddeutsche Zeitung, „Apple: Warum Tech-
Konzerne Einfluss auf Bildung haben“, 07.02.2020
Quellen und Anmerkungen:
•
(53) DigitalMagazin, „Die Auswirkungen der
Digitalisierung auf das Klima“, 05.10.2020
•
(54) heise.de, „Wie Digitalisierung das Klima
belastet“, 19.03.2019
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