Ende der Kohle
Bisherige Subventionen müssen umgeleitet werden
und dem sozialen und ökonomischen
Strukturwandel dienen.
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Die Kohlekraftwerksleistung mit massiven CO
2
-
Emissionen hat enorme Auswirkungen auf die
Klimaerwärmung. Im Jahr 2018 war laut Carbon
Brief ein Anstieg der CO
2
-Emissionen aus der
Kohleverstromung um rund drei Prozent für 50
Prozent des weltweiten Anstiegs der Emissionen
aus fossilen Brennstoffen verantwortlich. Die Redu-
zierung der Kohleverstromung spielt eine zentrale
Rolle bei der Erreichung der globalen Klimaziele.
Der einzige Weg ist der schnellere Kohleausstieg
mit einem zügigen Ausbau Erneuerbarer Energien.
Das folgende Diagramm zeigt, die notwendige
Reduktionserfordernisse für ein 1,5° und 2°Linie.
Das bedeutet, dass bestehende Kohlekraftwerke
viel früher als die jüngsten Durchschnittswerte
geschlossen werden und/oder bis zu ihrer Still-
legung weit unter ihrer installierten Kapazität
arbeiten müssen, um die Klimaziele zu erreichen.
Dies gilt vor allem wenn man neue in Entstehung
befindliche Kohlekraftwerke berücksichtigt.
Climate Analytics, die Klima-NGO, argumentiert,
dass die wohlhabenderen OECD- und EU-Länder
(gelbe Säulen in der obigen Grafik) ihre Kohleflotten
bis 2030 auslaufen lassen sollten, da diese Länder
über mehr Ressourcen für einen raschen Übergang
zu sauberer Energie verfügen.
Die Powering Past Coal Alliance (PPCA) schätzt,
dass 58% der EU- und OECD-Länder bis 2030
kohlefrei sein könnten.
In Deutschland haben Bundestag und Bundesrat
den Ausstieg aus der Kohleverstromung per Gesetz
am 3. Juli 2020 beschlossen. Deutschland will bis
spätestens 2038, ggf. 2035, aus der Kohleverstro-
mung aussteigen. 2020 sind erste Braunkohle-
Kraftwerke stillgelegt worden.
Eine DIW Studie im Auftrag vom BUND stellt fest,
dass die aktuellen Klimaschutzziele der Bundes-
regierung nicht kompatibel mit europäischen und
globalen Zielen zur Senkung der klimaschädlichen
Emissionen sind. Ohne weitere Emissionsminde-
rungsmaßnahmen drohen selbst die Ziele der
Bundesregierung erneut verfehlt zu werden. Die
Emissionsminderungsziele für Deutschland müssen
daher deutlich angehoben werden und durch
Maßnahmen – wie einen schnelleren Kohleausstieg
umgesetzt werden. Der von der Bundesregierung
aktuell anvisierte Kohleausstieg weicht auch in
entscheidenden Punkten von den Empfehlungen
der Kohlekommission ab. Hierdurch werden im
Zeitraum 2020 bis 2040 ca. 134 Millionen Tonnen
Kohlenstoffdioxid zusätzlich ausgestoßen. Dies
betrifft insbesondere die zu späte Abschaltung von
Braunkohlekraftwerken und die Inbetriebnahme
vom Steinkohlekraftwerk Datteln IV. Ein Kohleaus-
stieg im Einklang mit internationalen Klimaschutz-
zielen müsste bis zum Jahr 2030 erfolgen. Die
Emissionen könnten in diesem Fall um 1,8 Milliarden
Tonnen CO
2
niedriger sein und so die Pariser Klima-
ziele einhalten. Dies wäre auch technisch möglich,
in dem Erneuerbare Energien schneller ausgebaut
werden und die immer neuen Beschränkungen zum
Ausbau Erneuerbarer Energien aufgehoben werden.
Die aktuellen Pläne der Energiefirmen und der
Bundesregierung sehen die Zerstörung mehrerer
Dörfer in NRW und in der Lausitz vor. Die aktuellen
Planungen des Tagebaus Hambach gefährden
zudem das Überleben des Hambacher Waldes. Im
noch förderbaren Teil des Tagebaus Hambach und
Garzweiler lagern jedoch ausreichend Kohlemengen
(ab Januar 2020 noch insgesamt 736 Millionen
Tonnen Braunkohle), um den Weiterbetrieb der
umliegenden Kraftwerke (ungefähr 672 Millionen
Tonnen Braunkohle bei einem Kohleausstieg in
2038) sicherzustellen ohne weitere Dörfer umsie-
deln zu müssen. Es besteht somit keine energiewirt-
schaftliche Notwendigkeit für den Ausbau der
ursprünglich geplanten Tagebauflächen. Somit
entfällt auch ein mögliches Allgemeinwohlinteresse
an dem Aufsbau des Tagebaus. Für eine erfolgreiche
Energiewende muss der Ausbau Erneuerbarer Ener-
gien schneller fortgesetzt werden. Ohne weitere
Maßnahmen steuert die Bundesregierung auf einen
Anteil von maximal 49% Erneuerbarer Energien in
2030 zu. Dies wäre eine klare Verfehlung der (be-
reits zu niedrigen) Ziele von 65%. Der PV-Deckel und
diskutierte Mindestabstandsregeln für Windenergie
müssen daher überarbeitet werden, um die Trans-
formation nicht aufzuhalten. Für den benötigten
beschleunigten Ausbau auf 75% in 2030 würden
dagegen jährlich 9,8 GW Photovoltaik und 5,9 GW
Wind Onshore zugebaut werden müssen.
Die USA liegen mit 13% der weltweiten Kohleeinsatz
nach China an zweiter Stelle und planen keine
Reduktion. Auch Japan gehört nicht zu den OECD-
Ländern, die einen Ausstieg aus der Kohleförderung
planen. Während die japanische Regierung vor
kurzem Pläne für die Stilllegung von 100 "ineffizien-
ten" kohlebetriebenen Blöcken bis 2030 angekün-
digt hat, kommt die Analyse des in Japan ansässigen
Kiko Network zu dem Schluss, dass Japan plant,
bis 2030 mehr als 35 GW an Kohlekraftwerken in
Betrieb zu nehmen. (Die Carbon Brief-Analyse kam
zu einer ähnlichen Schlussfolgerung).
Die Volksrepublik China, bisher größter Kohlever-
braucher, plant einen weiteren Ausbau der Kohle-
kraft. Über 1.000 Gigawatt an Kohlekapazität sind
in China installiert, das entspricht bereits der Hälfte
der weltweit installierten Leistung. Und obwohl es
bereits Überkapazitäten gibt, fordert die chinesi-
sche Kohleindustrie einen Ausbau auf 1.400 Giga-
watt bis zum Jahr 2035. Gleichzeitig subventioniert
China den Ausbau Erneuerbarer Energien, es
wurden Verträge für Wind- und Solaranlagen ab-
geschlossen, die Strom zum gleichen Preis wie
Kohlekraftwerke erzeugen.
Für China legen jüngste Untersuchungen nahe, dass
es billiger wäre, erneuerbare Energien rasch aufzu-
bauen, als die Kohlekapazität weiter auszubauen.
Eine andere Studie kam zu dem Ergebnis, dass der
kostenoptimale Weg zur Begrenzung der gestran-
deten Vermögenswerte im chinesischen Kohle-
sektor ein sofortiges Moratorium für den Neubau
und eine 20- bis 30-jährige Begrenzung der Lebens-
dauer von Kohlekraftwerken sowie eine schritt-
weise Verringerung des Auslastungsgrades der
verbleibenden Kapazitäten wäre.
Länder auf der ganzen Welt sind dabei, ihre Wirt-
schaft nach der Coronavirus-Pandemie anzukurbeln.
In diesem Zusammenhang könnte der Ersatz von
Kohle durch saubere Energie bei den Wiederaufbau-
bemühungen Vorrang haben, da jüngste Analysen
unter der Leitung des Thinktanks CarbonTracker
darauf hindeuten, dass es bereits heute billiger ist,
auf erneuerbare Energien zu bauen.
Würden alle im Bau befindlichen und geplanten
Kohlekraftwerke gebaut und bis zum Ende ihrer
Lebensdauer betrieben, würden sie fast die Hälfte
des restlichen CO
2
-Budgets aufbrauchen. Neben
der steigenden Abhängigkeit von der Kohle verhin-
dern wir außerdem die Förderung von CO
2
-ärmeren
Technologien.
Um die Kohlenutzung unattraktiver zu gestalten
sind folgende Maßnahmen nötig:
•
Die Marktpreise müssen die wahren Kosten
der Kohleverstromung widerspiegeln, etwa
für Gesundheit und Umwelt widerspiegeln
•
Wegfall direkter und indirekter Subventionen
sowie die Einführung von CO
2
-Preisen
•
Barriere der hohen Finanzierungskosten redu-
zieren: Mit Hilfe von Partner wie Entwicklungs-
banken können Finanzmarktstabilität abgefe-
dert und Risiken verlagert werden
•
Kompensationszahlungen für Einkommensver-
luste ärmer Menschen
Das Beispiel Braunkohle in Deutschland zeigt, dass
der Strukturwandel sozial abgefedert werden kann,
indem man in die Beschäftigten selbst anstatt in die
Unterneh-men investiert. Neben Zahlungen von
Gehaltseinbußen oder Umschulungen, ist auch eine
Finanzierung des Vorruhestandes möglich. Denn ein
Drittel der Beschäftig-ten ist bereits heute über 55
Jahre alt. Jährlich gehen 10% der Beschäftigten oh-
nehin in den Ruhestand.
Abbildung: Globale Kohleerzeugung zwischen 2020 und 2050 auf
Wegen, die die Erwärmung auf 1-5 ° C (schwarze Linie) oder deutlich
unter 2 ° C (gestrichelte Linie) begrenzen. Die farbigen Spalten zeigen
die geschätzte globale Produktion bestehender Anlagen,
aufgeschlüsselt nach Regionen, unter der Annahme einer Lebensdauer
von 40 Jahren und eines Auslastungsfaktors von 51%, die die
Durchschnittswerte von 2019 waren. Es wird angenommen, dass
Anlagen, die bereits 40 Jahre oder älter sind, noch fünf Jahre in Betrieb
sind.
Quelle: Global Coal Plant Tracker, Juli 2020. Diagramm von Carbon Brief
nutzen Highcharts.
Abbildung: Infografik zum Kohleausstieg. So sieht der schrittweise
Ausstieg aus der Kohle in Deutschland aus. Die verbleibende
Kohlekraftwerkskapazität in Gigawatt sinkt bei Braunkohle bis zum
Jahr 2038 nach unten. Bei der Steinkohle sinkt die Kapazität bereits
2034 fast auf Null. Ein Vorziehen aller Stilllegungen nach 2030 und
damit ein Abschlussdatum 2035 ist möglich.
Quelle: Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und nukleare
Sicherheit
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Abbildung: CO2-Emissionen des Deutschen Stromsektors in den
Jahren bis 2040 in den Szenarien Regierung (oben) und Paris (unten)
Quelle: BUND, „Klimaschutz statt Kohleschmutz: Woran es beim
Kohleausstieg hakt und was zu tun ist “, Darstellung basierend auf
Modellierungsergebnissen mit dynELMOD.
Abbildung: Die Nettoveränderung der globalen Kohlekraftkapazität
(rote Linie) zwischen H1 2015 und H1 2020. (rote Linie) zwischen H1 2015
und H1 2020. Komponenten der Nettoveränderung werden mit
Zugängen (hellblaue Säulen) und Abgängen (dunkelblau) dargestellt. ,
basierend auf halbjährlichen Aktualisierungen des GCPT. Quelle:
Carbon Brief, „Analysis: The global coal fleet shrank for first time on
record in 2020“, Global Coal Plant Tracker, Juli 2020.
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