Hunger
Grundnahrungsmittel werden global konzentriert produziert und sind einem stärkeren
Risiko ausgesetzt auszufallen. Dadurch ausgelöste Preissteigerungen treffen
insbesondere arme Menschen.
Ein globaler Ertragsschock wird voraussichtlich wahrscheinlicher werden.
Während in afrikanischen Ländern Verschiebungen in der landwirtschaftlichen
Ausstattung auftreten können, stellen wir ein zunehmendes Risiko eines
gleichzeitigen Ernteausfalls in mehreren Regionen fest, die für die weltweite
Ernährung der Bevölkerung von hoher Bedeutung ist.
Etwa 60% der globalen Grundnahrungsmittelproduktion findet heute in nur fünf
Regionen statt, und vier der globalen Grundnahrungsmittel
1
machen fast die
Hälfte der Kalorien in der durchschnittlichen globalen Ernährung aus. Steigen-
de Temperaturen, veränderte Niederschlagsmuster und zunehmende Episoden
von klimabedingtem Stress wie Dürre, Hitzewellen und Überschwemmungen
dürften die Wahrscheinlichkeit eines Versagens mehrerer Erzeugerstandorte in
den kommenden Jahrzehnten erhöhen. Es ist jedoch auch wichtig, darauf hin-
zuweisen, dass einige wenige Länder aufgrund des Klimawandels voraussicht-
lich davon profitieren und steigende Erträge verzeichnen werden – wie
beispielsweise Russland.
Die Wahrscheinlichkeit eines Ertragsschocks von mehr als 15% einmal in den
nächsten 10 Jahren steigt von heute 10% auf 18% im Jahr 2030, während die
Wahrscheinlichkeit eines Ertragsschocks von mehr als 10% einmal im nächsten
Jahrzehnt von 46 auf 69% steigt. Da es einen aufgeblähten Getreidevorrat gibt
(das derzeitige Verhältnis zwischen Vorrat und Verbrauch ist mit 30% des
Verbrauchs hoch), würde ein solcher Ertragsschock höchstwahrscheinlich
nicht direkt zu einer Nahrungsmittelknappheit führen. Es ist höchst unwahr-
scheinlich, dass der Welt innerhalb eines Jahres das Getreide ausgehen wird.
Doch selbst begrenzte Verringerungen des Verhältnisses zwischen Vorrat und
Verbrauch haben Episoden von Nahrungsmittelpreisspitzen ausgelöst. Ein
15-prozentiger Rückgang des weltweiten Angebots beispielsweise würde
wahrscheinlich dazu führen, dass das Verhältnis zwischen Vorrat und Verbrauch
auf etwa 20% sinkt.
Ein historischer Präzedenzfall deutet darauf hin, dass die Preise in diesem Fall
kurzfristig um 100% oder mehr in die Höhe schnellen könnten, obwohl wir aner-
kennen, dass die Preise für Nahrungsmittel schwer vorhersehbar sind. Sollte es
zu einem solchen Anstieg der Nahrungsmittelpreise kommen, würde dies ins-
besondere arme Menschen weltweit treffen, darunter auch die 750 Millionen
Menschen, die unterhalb der internationalen Armutsgrenze leben.
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Definiert wird ein Versagen mehrerer solcher
Regionen in Form eines weltweiten
Ernteausfalls von mindestens 15 Prozent im
Vergleich zum Durchschnitt.
Abbildung: Verteilung und Cluster der
Produktion von Grundnahrungsmitteln,
McKinsey Global Institute, „Climate risk and
response“, Januar 2020
Die Produktion der wichtigsten Getreidearten
der Welt ist in einigen Anbaugebieten stark
konzentriert.
Farben geben an, wo bestimmte Körner produ-
ziert werden. Eine dunklere Schattierung inner-
halb jeder Farbe zeigt eine höhere Produktions-
dichte an, eine hellere (transparentere) Schat-
tierung zeigt eine niedrigere Produktionsdichte
an.
Quelle: FAOSTAT; Earth Stat, 2000; McKinsey
Global Institute Analyse
Seit seiner Gründung im Jahr 1990 arbeitet
das McKinsey Global Institute (MGI) daran,
ein tieferes Verständnis der sich entwickeln-
den globalen Wirtschaft zu entwickeln.
Als der betriebs- und volkswirtschaftliche
Forschungszweig von McKinsey & Company
hat sich das MGI zum Ziel gesetzt, Führungs-
persönlichkeiten im kommerziellen, öffent-
lichen und sozialen Sektor mit Fakten und
Erkenntnissen zu versorgen, auf denen
Management- und Politikentscheidungen
basieren können.
(1) Reis, Mais, Weizen und Soja
Abbildung: Anteil der Getreideproduktion nach
Ländern, 2015-17, McKinsey Global Institute,
„Climate risk and response“, Januar 2020
% der durchschnittlichen Jahresproduktion
Quelle: FAOSTAT; Earth Stat, 2000; McKinsey
Global Institute Analyse
Grundlagen zur
Klimakrise
Indien
22
China
28
Rest der Welt
28
Indonesien
10
Vietnam
6
Bangladesch
7
China
24
Vereinigte
Staaten
34
Rest der Welt
29
Brasilien
8
Europa
2
Argentinien
4
Indien
12
China
18
Rest der Welt
42
Nordwesteuropa
11
Vereinigte Staaten
7
Russland
10
Brasilien
30
Vereinigte
Staaten
34
Rest der Welt
11
Argentinien
17
Indien
3
China
4
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