Ethische Fragen bei
industriellen
Massentierhaltung
Die konventionelle Herstellung von tierischen
Produkten deckt sich nicht mit unseren ethischen
Grundsätzen.
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Grundlagen zur
Klimakrise
In Deutschland starben im Jahr 2019 mehr als 763
Millionen Tiere in deutschen Schlachthöfen.
Deutsche Bürger essen 60 Kilogramm Fleisch im
Schnitt pro Jahr für wenig Geld. Tiere, Umwelt und
Arbeiter in der Fleischindustrie zahlen dafür einen
sehr hohen Preis. Zunächst müssen die Tiere ihr
kurzes qualvolles Leben in engen und stinkenden
Ställen verbringen, dann werden sie qualvoll hin
und her transportieren, um dann in 6 Minuten
(Schwein) zerlegt zu werden. Als moderne Sklave-
rei kann man die Arbeitsbedingen der Rumänen,
Ungarn oder Bulgaren bezeichnen die als Akkord-
arbeiter zu Minivergütungen im Schichtbetrieb die
Tiere in den Schlachthöfen zerlegen.
1. Schweine - intelligenter
als Hunde, haben
Empathie und haben
soziale Lernfähigkeiten
und ein erstaunlich gutes
Gedächtnis
Schweine sind sozialkompetente und lernfähige
Lebewesen. Eine neue Studie mit Kune Kune-
Schweinen von Kognitionsforschern / Innen des
Messerli Forschungsinstituts an der Vetmeduni
Vienna konnte zeigen, dass diese Tiere voneinander
– in diesem Fall von der Mutter oder der Tante –
lernen können. Die intelligenten Tiere verfügen
außerdem über ein beachtliches Langzeitgedächt-
nis, wenn sie einmal einen Ablauf verinnerlicht
haben. Die Ergebnisse wurden in der Fachzeitschrift
Animal Behaviour veröffentlicht.
Zu einem ähnlichen Ergebnis sind auch Wissen-
schaftler der Budapester Universität ELTE in einer
Versuchsreihe gekommen. Sie testeten in einer
Versuchsreihe bei etwa sieben Monate alten Mini-
schweinen und ähnlich alten Hunden das Verhalten
beim Lösen von Problemen unterschiedlicher
Schwierigkeitsgrade mit dem Ergebnis, das Schwei-
ne die Probleme eigenständiger als Hunde lösen.
Darüber hinaus gibt es inzwischen einige Hinweise
darauf, dass Schweine Empathie besitzen. Unter-
sucht wurde das an der Universität in Prag. Das
Ergebnis: Schweine, die selbst einmal eine Stress-
situation erlebt haben – im Versuch wurden die
Tiere eingeengt –, reagieren emotionaler, wenn sie
Artgenossen in dieser Situation sehen. Genau wie
die eingeengten Tiere haben auch die beobachten-
den Schweine eine erhöhte Herzfrequenz. Demnach
zeigen sie so etwas wie Mitgefühl.
Eine andere Studie brachte ein Verhalten ans Licht,
das üblicherweise nur Primaten zugeordnet wird: In
einer Untersuchung ging es darum, dass es zwei
unterschiedlich große Futterstellen gab. Nur das
rangniedrigere Tier wusste, wo sich welches Futter
befindet. Normalerweise würde das Tier die Futter-
stelle mit der größeren Belohnung bevorzugen und
direkt dort hinlaufen. Ist jedoch ein ranghöheres
Tier im Raum, rennt das Tier zuerst zur Stelle mit
weniger Futter. Es täuscht quasi das ranghöhere
Tier und rennt anschließend zur Stelle mit der
größeren Futterbelohnung. Schweine verhalten
sich hier nicht immer ganz so eindeutig, aber bei
ihnen spielt das Sozialgefüge eine große Rolle.
Zahlreiche Experimente haben bewiesen das
Schweine in ihrem Wesen nahe dem Menschen
sind. Neugierig, verspielt, unternehmungslustig,
sozial. Schweine sind hochentwickelte Tiere mit
außerordentlichen kognitiven Fähigkeiten und
einem reichen Gefühlsleben.
2. Schweine sind
Supernasen und schlagen
Hund um Längen.
Schweine sind fast so reinlich wie Katzen, wenn
man sie lässt. Drei Milliarden Riechsinneszellen in
der Schweinsnase und die Gene der Schweine sind
verantwortlich dafür ihren ausgeprägten Geruchs-
sinn. Sie sind die besten Trüffelsucher. Sowohl das
Haus- wie auch das Wildschwein besitzt mehr
Geruchsgene als die allermeisten anderen Säuge-
tiere, das zeigen neuere Forschungen am Erbgut.
Aufgrund des feinen Geruchssinn leiden sie massiv
unter dem Gestank und den scharfen Ausdüns-
tungen.
3. Kühe bilden Freund-
schaften und sind
Networker
Chilenische und US-Forscher haben sich intensiv mit
Rindern beschäftigen und haben ihr Sozialverhalten
untersucht. In der Studie, die sie im Fachmagazin
„Frontiers in Veterinary Science“ veröffentlichten,
haben sie herausgefunden, dass Kühe etwas mit
Menschen gemeinsam haben. Unter anderem
Networken sie gut, knüpfen Freundschaften und
passen diese je nach Zusammensetzung der Herde
auf der Wiese an.
Ein zentrales Forschungsergebnis ist, dass
Milchkühe, die ein reges Sozialleben haben und auf
der Weide mit anderen Tieren agieren können,
insgesamt gesünder leben – und auch mehr Milch
produzieren. In der konventionellen Weidehaltung
werden Kühe immer wieder in neue Gruppen
zusammengestellt, wie zum Beispiel frisch gewor-
dene Mütter mit ihren Kälbern oder trächtige Tiere.
Die Wissenschaftler haben herausgefunden, dass
die Kühe jedes Mal, wenn sie sich in einer neuen
Weidekonstellation befinden, ihre Freundschaften
und sozialen Hierarchien neu bilden müssen. Das
bedeutet zusätzlichen Stress für die Kühe. Besser
wäre es, so schreiben die Forscher, wenn die Kühe
immer in festen Gruppen zusammen weiden
würden – unabhängig von den bisherigen Faktoren.
Zu dem gleichen Ergebnis kommt die Studie der
Universität Marburg. Die Ziele der Studie lag im
Nachweis und in der Quantifizierung von
Freundschaften bei Pferden, Eseln, Schafen und
Rindern. Weiterführende Analysen erfolgten bzgl.
Situationsspezifität, Dynamik und Dauer der
Bindungen, Asymmetrie innerhalb der Beziehungen,
begünstigende Faktoren und Funktionen.
Im Ergebnis äußerten sich die Funktionen von
Huftierfreundschaften weniger in einem direkten,
praktischen Nutzen, sondern traten als psycholo-
gischer Nutzen in Form von sozialer, emotionaler
Unterstützung in Erscheinung. Emotionale Unter-
stützung und soziale Fellpflege reduzieren psycho-
logische und physiologische Stress Symptome bei
den Tieren. Über diese gesundheitsfördernde
Wirkung besitzen Tierfreundschaften einen indi-
rekten praktischen Nutzen. Davon profitieren
sowohl Tiere als auch Tierhalter (ethischer und
anthropozentrischer Tierschutz). Voraussetzung
für gesunde, effiziente Tiere sind Haltungsbedin-
gungen, die ihren physischen und psychosozialen
Bedürfnissen entsprechen.
4. Schmerz und Stress
durch frühe Trennung
von Kalb und Kuh
Milchkühe werden in der Massentierhaltung nach
der Geburt von ihren Kälbern getrennt um die
Milchleistung von Kühen nicht zu schmälern.
Milchkühe sind auf Hochleistung getrimmt und
geben im Schnitt 20 Liter Milch am Tag und in
Hochphasen sogar bis zu 50 Liter. Daher muss die
Kuh jedoch jährlich kalben, sonst würde ihr Orga-
nismus keine Milch produzieren. Damit jedes
neugeborene Kalb nicht die Milchleistung schmä-
lert, wird es innerhalb von 24 Stunden von der
Mutter getrennt. Dem Tierwohl ist mit dieser Praxis
nicht gedient es bedeutet für Kalb und Kuh Leid und
Stress. "Die frühe Trennung verhindert natürliche
Verhaltensweisen wie das Ablecken des Kalbes
durch die Mutter", sagt Kerstin Barth, Agrarwissen-
schaftlerin am Thünen-Institut für Ökologischen
Landbau. Früh getrennte Kälber zeigen Verhaltens-
auffälligkeiten, indem sie beispielsweise an anderen
Kälbern saugen. Auch bewältigen Kühe, die bei der
Mutter aufwachsen, später Stresssituationen
besser, wie Studien der Universität Wien zeigten.
Diese Tiere hatten zwar erhöhte Kortisolwerte im
Blut, die Herzfrequenz war jedoch niedriger.
"Kontakt zur Mutter und anderen Kühen macht die
Tiere langfristig zu geselligeren und sozial kompe-
tenteren Tieren", schließen die Forscher aus den
Ergebnissen. Das Ablecken durch die Mutter dient
nicht nur der Körperpflege, es hat auch eine soziale
und entspannende Funktion.
Zahlreiche Bio-Betriebe setzen auf die sogenannte
muttergebundene Kälberaufzucht bei der die Tiere
nicht getrennt werden.
5. Schlaue Hühner
Neueren Forschungen zufolge ist unser Haushuhn
wesentlich intelligenter, als die meisten Menschen
vermuten. Die Tiere sind listig und zur Einfühlung
in Artgenossen fähig. Sie verfügen über eine
komplexe Kommunikation, ein gewisses Maß an
Selbstkontrolle, haben persönliche Eigenheiten
und zeigen Mitgefühl. Die Klugheit der Hühner legt
die Vermutung nahe, dass Intelligenz im Tierreich
allgemein weiterverbreitet ist als früher vermutet.
Dies ist das Ergebnis einer Studie, die im Fachjournal
Animal Cognition veröffentlicht wurde.
Italienische Forscher haben nachgewiesen, dass
vier bis fünf Tage alte Küken im Zahlenraum von
eins bis fünf rechnen können - und damit in Sachen
Rechenkunst selbst Affen und mehrere Monate
alten Kleinkindern überlegen sind. Diese sind
nämlich auf den Zahlenraum von eins bis drei
beschränkt. Beim Zählen gehen Küken genauso
vor wie Menschen: Sie zählen von links nach rechts.
Hühner sind in der Lage, sich bis zu drei Minuten
lang die Flugbahn eines Balls zu merken - was den
Fähigkeiten der meisten Primaten bei solchen
Versuchen entspricht.
Hühner verfügen über ein gewisses Maß an Selbst-
kontrolle. Forscher wiesen beispielsweise nach,
dass Hühner für besseres Futter den Schnabel hal-
ten und nicht gleich gierig losfuttern. Einem Huhn
ist auch sein Rang in der Hackordnung bewusst.
Beide Merkmale weisen auf einen gewissen Grad
von Bewusstsein über das eigene Sein hin.
Forscher haben auch Mitgefühl bei Hühnern nach-
gewiesen. In Versuchen wurde Glucken gezeigt,
dass ein Windstoß den Flaum ihrer Küken zerzauste.
Dabei entwickelten sie ähnliche Stresssymptome
wie ihre Küken. Dies zeigt, dass Hühner den Stand-
punkt von Artgenossen einnehmen können, was
sonst nur von wenigen Arten wie Raben und
Primaten bekannt ist.
Hühner verfügen über die Fähigkeit der sozialen
Manipulation und können Täuschen und Tricksen:
Hähne locken Hennen mit dem typischen Rufen für
gefundenes Futter an, ohne dass Futter vorhanden
ist, um sie zu begatten. Natürlich entwickeln die
Hennen Gegenstrategien und reagieren schließlich
nicht mehr auf Hähne, die ohne das Vorhandensein
von Futter Rufe von sich geben.
Die Kommunikation unter Hühnern ist komplexer
als bisher angenommen. Neben 24 verschiedenen
Lauten verfügen sie über ein großes Repertoire
visueller Zeichen. Hühner sind in der Lage, Zeitinter-
valle wahrzunehmen und auf Geschehnisse in der
Zukunft zu schließen. Das soziale Lernen ist mit dem
als weitaus intelligenter eingestuften Lebewesen
vergleichbar: Hühner beobachten und lernen von-
einander und werden vom Verhalten ihrer Mütter
geprägt.
Jedes Jahr werden allein in Deutschland etwa 45
Millionen Hühnerküken kurz nach dem Schlüpfen
getötet. Dabei handelt es sich um die männlichen
Geschwister der Legehennen. Die weiblichen Küken
werden zu den Legehennen. Weil die für die Eier-
produktion gezüchteten Rassen nicht so viel Fleisch
ansetzen wie die Masthühner zur Fleischerzeugung,
werden männliche Küken bislang in den meisten
Fällen nicht aufgezogen und direkt nach dem
Schlupf getötet.
In fast allen Bioabteilungen und Bioläden gibt es
Alternativen die „Brudermast“ und das „Zweinut-
zungshuhn“ bei denen die männlichen Küken nicht
getötet werden.
6. Quellen
Veterinärmedizinische Universität Wien, „Junge
Kune Kune-Schweine haben soziale Lernfähig-
keiten und ein erstaunlich gutes Gedächtnis“
Veterinärmedizinische Universität Wien, „Offizielle
Webseite“
Science Direct, „Object movement re-enactment
in free-ranging Kune Kune piglets“
Neue Zürcher Zeitung, „Die Intelligenzborste“
Ethik.Guide, „Vom Unglück, als Schwein auf die
Welt zu kommen“
Frontiers in Veterinary Science, „Understanding
Allogrooming Through a Dynamic Social Net-
work Approach: An Example in a Group of
Dairy Cows“
Philipps Universität Marburg, „"Freundschaft"
bei Huftieren? - Soziopositive Beziehungen
zwischen nicht-verwandten artgleichen
Herdenmitgliedern“
Fachbereich Biologie der Philipps-Universität
Marburg , „"Freundschaft" bei Huftieren? -
Soziopositive Beziehungen zwischen nicht-
verwandten artgleichen Herdenmitgliedern“
wissenschaft.de, „Kuh und Kalb: Kritische
Isolation für die Milchproduktion“
Quarks, „So stresst die frühe Trennung Kalb
und Kuh“
Springer, „Thinking chickens: a review of cog-
nition, emotion, and behavior in the domestic
chicken“
Spektrum, „Schlaue Hühner“
Spiegel, „Das unterschätzte Huhn “
BUND, „Zweinutzungshuhn: Die einzig wahre
Alternative zum Küken-Töten“
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