Bildung
Im Epizentrum der Digitalität – dem Silicon Valley –
werden zunehmend Waldorf- und Montessori-
Schulen gegründet, in denen die Kinder der Medien-
entwickler frei von digitalen Medien aufwachsen.
Die Eliten aus dem Silicon Valley achten darauf, dass
die Kreativität ihrer Kinder nicht durch digitalen
Mediengebrauch zerstört wird.
Die Digitalisierung soll laut Politik in Deutschland
nun auch in Grundschulen und Kindergärten den
Lebens- und Lernalltag bestimmen. Eine Gruppe
Neurophysiologen, Kinderärzten und Medien-
pädagogen haben einen Medienratgeber heraus-
gegeben, der für jedes Entwicklungsstadium des
Kindes auf 156 Seiten und mit sprechenden Bildern
versehen, praktische Tipps und Einsicht in den
körperlich-seelischen Reifegrad vermittelt.
Empfehlen:
Social Media kann süchtig und krank machen
1. Der Digitalpakt für
Schulen führt zu einer
Verdummung der
Schüler*innen
„Das ist eine Verdummungsmaßname“. So lautet
das vernichtende Urteil des renommierten Neuro-
wissenschaftlers Manfred Spitzer zu der von
Bundesbildungsministerin Johanna Wanka ange-
kündigten Initiative zur digitalen Bildung an Schulen.
„Das Schulsystem ist dafür konzipiert, Gehor-
samkeit und Konformität zu lehren. Und dafür,
die natürlichen Entwicklungsmöglichkeiten
der Kinder zu verhindern.“
Noam Chomsky | Linguist und bedeutendster
US Intellektueller. Zählt weltweit zu den
wichtigsten Stimmen im politischen Diskurs.
2. In der Zukunft
entscheiden die Soft-Skills
“Werte, Überzeugung,
unabhängiges Denken,
Teamwork, Mitgefühl –
das lernt man nicht digital
Der CEO des größten Handelskonzerns der Welt
"Alibaba" wurde auf dem Weltwirtschaftsforum
2018 in Davos gefragt, wie er - als ausgebildeter
Englischlehrer - zum Thema Bildung steht. Ma
antwortet überraschend direkt: „Ändern wir nicht
wie wir unterrichten, dann haben wir in 30 Jahren
große Probleme.“ Er begründet seine Aussage mit
der Digitalisierung, die bis 2030 bis zu 800 Millionen
Berufe vernichten könnte. „Wir können Kindern
nicht beibringen, mit Maschinen zu konkurrieren.“
Weiter führt Ma aus, dass das Bildungssystem
darauf basiere, das Wissen der vergangenen 200
Jahre zu vermitteln. Für die Zukunft gleiche das
aber einer Bankrotterklärung. Jack Ma spricht sich
dafür aus, dass Kinder etwas lernen sollen, was
Maschinen niemals können und was sie von diesen
unterscheidet - auch in Zukunft. Als Beispiele nennt
er “Werte, Überzeugung, unabhängiges Denken,
Teamwork, Mitgefühl – Dinge die nicht durch reines
Wissen vermittelt werden. Alles was wir lehren
muss unterschiedlich von Maschinen sein. Wenn es
Maschinen besser können, müssen wir darüber
nachdenken.“
In Zeiten, in denen noch immer über Soft-Skills
gelächelt wird und in Bildungsplänen kaum
wirkliche Beachtung (und damit auch Bewertung)
finden, lässt solch ein Statement eines des weltweit
erfolgreichsten Unternehmers aufhorchen.
3. «Was Kinder heute
lernen, wird bald
bedeutungslos sein»
Wir müssen unser Bildungssystem neu ausrichten.
In den Schulen wird die Fähigkeit zur Interpretation
und Einordnung immer wichtiger. Denn es geht
buchstäblich um alles: um das Schicksal der
Menschheit.
„Mein bester Rat ist, sich auf die persönliche
Belastbarkeit und emotionale Intelligenz zu
fokussieren.“
Prof. Yuval Noah Harari, Historiker und
Bestsellerautor von «Eine kurze Geschichte der
Menschheit», «Homo Deus» und «21 Lektionen
für das 21. Jahrhundert»
4. Cyborgs Fantasien
Wir überlassen unsere Gesellschaftsutopien den
Investoren aus dem Silicon Valley, die den Mars
bevölkern wollen oder die Menschheit mit künstli-
cher Intelligenz auf die nächste zivilisatorische Stufe
heben wollen. Der Tesla-Gründer Elon Musk hat sich
am Start-up Neuralink beteiligt, das an Hirnimplan-
taten forscht, mit denen es möglich sein soll, das
Gehirn mit Computern zu vernetzen. Der Mensch
müsse sich langfristig zum Cyborg aufrüsten, sonst
werde er inmitten der künstlichen Umgebungsintel-
ligenz überflüssig, so Musk. Cyborgs sind Menschen,
die durch Gehirnimplantate technisch verbessert
wurden.
Im Moment erklärten uns die Silicon Valley Kon-
zerne, dass die Digitalität in Schulen einziehen muss,
weil unsere Schüler mit ihren Systemen besser
lernen können. Obwohl unsere Wissenschaftler das
Gegenteil beweisen, folgen viele europäische Instit-
utionen den Digitallobbyisten und liefern unsere
Kinder den Konzernen aus.
5. Wir leben in einer
VUCA-Welt:
Schon heute nehmen wir pro Tag so viel Informatio-
nen auf, wie ein Mensch in den 1980ern innerhalb
einer ganzen Woche.
•
Volatility (=Volatilität)
Situationen ändern sich plötzlich und unerwar-
tet intensiv mit unbeständiger Veränderungs-
geschwindigkeit. Dies verursacht Risikovermei-
dungen oder Überreaktionen, was über ausge-
löste Kettenreaktionen oft zur Beschleunigung
der Entwicklungen führen kann.
•
Uncertainty (=Unsicherheit)
Unbekanntheit und Unvorhersagbarkeit von
zukünftig auftretenden Ereignissen und ihren
Konsequenzen. Ursachen hierfür sind insbe-
sondere eine Unkenntnis der relevanten
Einflussfaktoren und ihres Zusammenspiels.
•
Complexity (=Komplexität)
Komplexität durch eine Vielzahl verschiedener,
vernetzter Elemente und Systeme auf verschie-
denen Ebenen, die nur äußerst unzureichend
den etablierten Zuständigkeitsbereichen
zugeordnet werden können.
•
Ambiguity (=Ambiguität)
Die Mehrdeutigkeit und Unschärfe von Beschrei-
bungen und Bewertungen einer Situation führt
zu mehrdeutigen Interpretationen von Infor-
mationen, Verantwortungsbereichen und
ihren Schnittstellen. Das erschwert das nötige
gemeinsame Verständnis der Realität.
VUCA beschreibt die zunehmenden schwierigen
Rahmenbedingungen, mit denen wir uns heutzu-
tage auseinandersetzen müssen und die viele
Menschen mit ihrer Komplexitätsdichte vollkom-
men überfordert. Unsere Realität wird zunehmend
von kaum mehr zu bewältigenden geistigen Belas-
tungen geprägt, die bei sehr vielen Menschen früher
oder später zu psychischen Störungen führen.
In dem aktuellen DAK Gesundheitsreport 2020 liegen
die Fehltage aufgrund psychischer Erkrankungen
auf dem zweiten Platz. In 2019 legen die Erkrankun-
gen noch auf dem dritten Platz.
Jeder muss sich die Frage stellen, wie weit
wollen wir das Rad der Digitalisierung noch
drehen und wollen wir wirklich unsere
Kinder den Silicon Valley Konzernen aus-
liefern die ihre eigenen Kinder in Walldorf-
und Montessori Schulen schicken?
6. Beispiele von Schulen
die Digitalisierung
Altersgerecht einsetzen
•
Montessori-Pädagogik
In der Montessori-Pädagogik werden Kindern
ein Fundus an Lernmöglichkeiten offengelegt
mit dem Ziel: „Hilf mir, es selbst zu tun“. Die
eigenständige Auswahl an Lernmaterialien hilft
bei einer Abkehr von der üblichen Konsum-
haltung. Eigenmotivation, Zielstrebigkeit und
Selbstvertrauen sind nötig, um die Montessori-
Pädagogik mit ihren Vorteilen nutzen zu können.
In den Montessori-Schulen unterstützen Päda-
gogen gezielt, den natürlichen Lernantrieb
von Kindern zu unterstützen. So wird dem
Forschungsdrang Raum gegeben um ein selbst-
bestimmtes Lernen zu ermöglichen. Neben den
Montessori Vereinigungen in den jeweiligen
Ländern, gibt es auch eine Dachorganisation in
Europa. Weltweit wurden über 40.000 Montes-
sori Schulen gegründet.
•
Waldorfschulen
In Waldorfschulen stehen die „Soft Skills“
Gemeinschaftssinn, Persönlichkeit und soziales
Lernen beim Waldorfkonzept im Fokus. Schüler
erhalten eine ganzheitlichere Bildung, die
künstlerische, kognitive, kreative, praktische
und soziale Fähigkeiten gleichermaßen entwic-
kelt. Das Motto lautet: Lernen mit Kopf, Herz
und Hand. Interessant ist die Verbindung mehre-
rer Fächer durch Projekte, um eine ganzheitliche
Sicht des Unterrichtsstoffs zu vermitteln. Geht
es im Geschichtsunterricht z. B. um das Mittel-
alter, wird im Deutschunterricht mittelalterliche
Lektüre gelesen und nachmittags Getreide
angebaut. Für eine stabile und harmonische
Umgebung bleiben die meisten Klassen von der
Einschulung bis zur letzten Schulstufe zusam-
men und auch der Klassenlehrer wechselt, wenn
möglich nicht. Es gibt im Jahr 2020 1.187 Schulen
und über 1.900 Waldorfkindergärten weltweit.
•
Freinet-Schulen
Freinet-Schulen verfolgen vier zentrale Ziele:
freie Persönlichkeitsentfaltung, Selbstverant-
wortlichkeit, Zusammenarbeit und kritische
Auseinandersetzung mit der Gesellschaft.
Klassen oder Gruppen werden von Erwach-
senen und Kindern als selbstverwaltete Koope-
rative geführt, Entscheidungen trifft die
Gemeinschaft. Zwar hat der französische Päda-
goge Célestin Freinet sein Konzept ursprünglich
für Schulen entwickelt. Aber mittlerweile
arbeiten auch immer mehr Kindergärten und
Tagesstätten in Deutschland nach dem Freinet-
Ansatz. Im Vordergrund stehen die Individualität
der Kinder und deren kritische Auseinander-
setzung mit ihrer Umwelt.
•
Jenaplan-Schulen
In den Schulen zählt Gespräch, Spiel, Arbeit und
Feier. Der Pflichtlehrstoff wird im Kursunterricht
vermittelt. Verschiedene Altersgruppen unter-
stützen sich gegenseitig und lernen mitein-
ander. Um Probleme zu diskutieren und demo-
kratische Entscheidungen zu treffen, finden
Gesprächskreise statt, welche die sozialen
Kompetenzen fördern. Bis zur 7. Klasse gibt es
anstatt Zensuren einen Arbeits- und Leistungs-
bericht.
•
Demokratische Schulen
Demokratische Bildung beruht auf den 2 Säulen:
1.
Selbstbestimmtes Lernen
Lernende an Demokratischen Schulen und
Hochschulen besuchen Kurse, wie an kon-
ventionellen Schulen. Der Unterschied ist,
dass sie diese selbst wählen. Ein Großteil
des Lernens findet außerhalb von Unter-
richtskursen statt: in Projekten, in Praktika,
beim Spielen, und in vielerlei Gesprächen.
Kinder werden nicht auf Grund ihres Alters
getrennt, sondern gruppieren sich nach
Interessen und Fähigkeiten.
2.
Gleichberechtigung in der Gemeinschaft
Der Ansatz ist, dass man am besten in einer
Umgebung lebt, lernt und arbeitet, in der
unsere Rechte und Meinungen respektiert
werden. An demokratischen Schulen finden
Schulversammlungen statt, in denen alle
Mitglieder der Gemeinschaft gleiches
Stimmrecht haben, unabhängig von Alter
und Position. Schüler/innen und Mitarbei-
ter/innen diskutieren und entscheiden
gleichberechtigt über Schulregeln, Lernin-
halte, Projekte sowie Personal und Haus-
haltsfragen.
•
Club of Rome-Schulen
Der Club of Rome wurde 1968 als gemeinnüt-
zige Organisation gegründet und setzt sich für
eine nachhaltige Zukunft der Menschheit ein.
Die pädagogische Arbeit der Schulen zielt
darauf ab, die Lernenden mit ökologischen,
naturwissenschaftlichen und kreativen Kennt-
nissen auszustatten und sie in die Lage zu
versetzen, zur Entwicklung einer ressourcen-
schonenden globalen öko-sozialen Marktwirt-
schaft beizutragen. An den Schulen werden
Lebensstile vorgelebt, die sich verstärkt an
immateriellen Werten orientieren. Nachhaltige
Bildung, Wissens- und Erfahrungstransfer
stehen im Zentrum des Netzwerks. Die CLUB OF
ROME Schulen verstehen sich als lernende
Organisationen und treiben ihre Schulent-
wicklung und Netzwerkarbeit stetig voran.
•
Mehlhornschule / BIP Kreativitätsschulen
Das pädagogische Konzept der BIP Mehlhorn-
schulen zielt vorrangig auf die Entwicklung und
Förderung der wissenschaftlichen, technischen,
künstlerischen und sozialen Kreativität, indem
die Begabung, die Intelligenz und die dafür
erforderlichen Persönlichkeitsqualitäten jedes
einzelnen Kindes pädagogisch stimuliert werden.
Der staatliche Lehrplan wird um bildkünst-
lerisches Gestalten, musikalisches Gestalten,
Tanz / Bewegung, Darstellendes Spiel, sprach-
liches Gestalten, Schach, Informatik, Englisch
sowie zwei weitere Fremdsprachen erweitert.
7. Quellen
T3n, „Kreide und Schultafel statt Computer im
Silicon Valley“
Erziehungs Kunst, „Gesund aufwachsen in der di-
gitalen Medienwelt“
Umwelt-Medizin-Gesellschaft, „Risiken der
Sozialisation von Kindern und Jugendlichen
durch digitale medien“
Deutschlandfunk Kultur, „Eine Maßnahme zur
Verdummung“
Rubikon, „Die Nicht-Bildung“
Yuval Harari, „«Was Kinder heute lernen, wird
bald bedeutungslos sein“
RP Online, „Gastbeitrag von Yuval Harari: Wie
wir überleben können“
DAK Gesundheit, „Digitalisierung und
Homeoffice: DAK-Gesundheitsreport 2020
erschienen“
Bund der Freien Waldorfschulen,
„Medienpädagogik an Waldorfschulen“
Montessori-Oberschule Postdam,
„Medienkonzept“
Jenaplan-Pädagogik, „Kurzfassung der Jenaplan-
Pädagogik“
Freinet Kooperative, „Links zu Schulen mit frei-
netpädagogischer Orientierung“
Demokratische Schule Düsseldorf, „Demokratische
Schule? Was ist das?“
Club of Rome Schulen, „Das Club of Rome
Schulnetzwerk“
BIP Melhornschulen, „BIP Konzept“
Bundesverband der Freien Alternativschulen e.V.,
„Freie Alternativschulen“
Präsentation des Neuralink-Gehirns zum Start des Computerchips. San
Francisco, USA - 28. August 2020. Foto: Aleksandra Sova
Handlungsempfehlungen
Digitalisierung
Verwandtes Video:
Verwandtes Video:
Foto: Unsplash
Verwandter Beitrag
Kinder in einem Klassenzimmer. Im hinteren Teil eines Klassenzimmers
stehen Kinder im Alter von etwa 11 Jahren mit einer Lehrerin, die über
das Thema „Wenn jemand in Ihrer Familie Krebs hat“ spricht. Fotograf
Michael Anderson. Unsplash
Verwandte Beiträge
Verwandter Beitrag
Verwandter Beitrag
Verwandter Beitrag
Verwandte Beiträge
Abbildung: Schultheoretischen Grundlagen der Jenaplanpädagogik
Quelle: Jenaplan-Pädagogik, „Kurzfassung der Jenaplan-Pädagogik“
Abbildung: Die CLUB OF ROME Schulen
Quelle: Club of Rome Schulen