Arbeitswelt
Der Wegfall vieler Tätigkeitsfelder und das Aufkommen von KI stellt unser
Gesellschaftssystem infrage.
Empfehlen:
Social Media kann süchtig und krank machen
Das Wichtigste in Kürze
Digitalisierung bedeutet in der Arbeitswelt:
•
Wegfall der Hälfte aller Arbeitsplätze und 700 Berufsgruppen in den nächsten 20 Jahren
•
Auch kognitiv anspruchsvolle Jobs sind betroffen, da die künstliche Intelligenz auch hö-
here geistige Fähigkeiten ersetzt
•
Dadurch entsteht eine Klasse „nutzloser Menschen“, für die es keine Jobs mehr gibt
1. Bedrohungen
Die Digitalisierung führt zu strukturellen Veränderungen in unserer Wirtschaft.
Nach der Oxford-Studie sind fast die Hälfte der Arbeitsplätze im US-Arbeitsmarkt
und die Zukunftsaussichten von 700 Berufsgruppen angesichts der Konkurrenz
durch Roboter und Computer in den kommenden 20 Jahren bedroht. Eine
Studie der London School of Economics kommt für Deutschland zu ähnlichen
Ergebnissen.
Tätigkeiten, in denen soziale und kreative Kompetenzen wichtig sind, haben
Vorteile gegenüber routinierten Vorgängen und Tätigkeiten in den Bereichen
Industrie, Verwaltung, Landwirtschaft. Berufe wie Taxi- und sonstige Fahrer,
Sekretärinnen, Sachbearbeiter, Steuerfachangestellte und alle Tätigkeiten,
die der Finanz- und Versicherungsindustrie sowie der Industrie insgesamt zuge-
ordnet werden können, werden unter Druck kommen. Nach einer Studie des
Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) wird für Bäcker wie für
Anlagenmechaniker, Buchhalter, Kassierer, Verkäufer und Gabelstapelfahrer bei-
spielsweise eine Automatisierbarkeit zwischen 91 und 100 Prozent vorhergesagt.
2. „Nutzlose Menschen“
Vermutlich erleben wir durch die Digitalisierung eine neue Klasse der „nutzlosen
Menschen“: Millionen von Menschen, die durch künstliche Intelligenzen vom
Arbeitsmarkt verdrängt wurden. Werden diese Menschen dann von einer Grund-
versorgung leben? Wie geht man mit der großen Herausforderung um, diesen
Menschen einen Sinn im Leben zu geben und sie zu beschäftigen? Es gibt bis
heute kein tragendes Modell dafür. Sollen diese Menschen dann den ganzen
Tag mit Computerspielen und virtuellen Welten verbringen?
Einige Studien blicken weniger pessimistisch in die Zukunft und prognostizieren,
dass es nicht zu einer Massenarbeitslosigkeit kommen wird, weil zeitgleich mit
dem Wegfall alter Berufe neue, anspruchsvollere Berufe entstehen. Diese
Studien lassen jedoch unberücksichtigt, dass der Mensch nur über kognitive
und körperliche Fähigkeiten verfügt, die er beruflich verwerten kann. In der
Vergangenheit wurden primär die körperlichen Fähigkeiten durch Maschinen
ersetzt. Der Mensch blieb in Sachen Kognition den Maschinen immer überlegen.
So fanden viele Menschen neue Arbeit im wachsenden Dienstleistungssektor,
bei dem es vor allem auf die kognitiven Fähigkeiten des Menschen ankam. Dabei
spielte das Verstehen menschlicher Emotionen eine wichtige Rolle. Inzwischen
übertrifft die künstliche Intelligenz viele kognitive Fähigkeiten des Menschen
und dazu gehört auch das Verständnis menschlicher Emotionen.
3. Künstliche Intelligenz
In vielen kognitiv anspruchsvollen Bereichen haben Maschinen in Verbindung
mit IT-Systemen bereits jetzt einen uneinholbaren Vorsprung gegenüber dem
Menschen. Die Systeme werden immer schneller und schlauer und können den
Menschen bald in fast allen Bereichen ablösen.
Selbst wenn sich Menschen immer wieder anpassen und neue Arbeitsplätze
erfinden und neue Fähigkeiten erwerben, ist die Frage, ob wir das psychische
Durchhaltevermögen haben für ein Leben, das im konstanten Umbruch ist.
Umso älter wir werden, umso stressiger werden Veränderungen. Schon jetzt
erleben wir eine globale Epidemie des Stresses. Es ist abzusehen, dass viele
Menschen daran zerbrechen werden.
Durch die Erforschung der biochemischen Mechanismen bei Emotionen,
Entscheidungen oder Wünschen können IT Systeme mit künstlicher Intelligenz
menschliches Verhalten analysieren, menschliche Entscheidungen vorhersagen
und auch selber treffen. In den letzten Jahrzehnten der neurowissenschaftli-
chen- und verhaltensökonomischen Forschung haben Wissenschaftler das
Gehirn des Menschen weitgehend erforscht. Entscheidungen werden getroffen,
indem wir in Bruchteilen von Sekunden bestimmte Muster erkennen. Ähnliches
gilt für die menschliche Intuition, die ebenfalls auf das Erkennen wiederkehren-
der Muster beruht. Mit diesem Verständnis kann künstliche Intelligenz den
Menschen auch bei Aufgaben ersetzen, die Intuition und Emotionen benötigen.
Bei der zentralen Mustererkennung können uns künstliche Systeme sogar über-
legen sein.
Das bedeutet für die Ausbildung in einem technologisch fortgeschrittenem Land
zum Beispiel, dass die digitale Revolution neue Herausforderungen hinsichtlich
der beruflichen Qualifikation mit sich bringt und der Mensch sich ständig neu
erfinden muss.
Publikationen:
•
21 Lektionen für das 21. Jahrhundert,
Yuval Noha Harari
Grundlagen zur
Digitalisierung
Bild: Selbstbedienungs-Kassenbereich im
modernen Supermarkt
2005
11,7%
10,8%
9%
7,8%
8,1%
2010
7,7%
7,1%
6,8%
6,9%
6,7%
2015
6,4%
6,1%
5,7%
5,2%
5%
2020
5,9%
6,3%
Abbildung: Arbeitslosenquote in Deutschland
bis 2021
Im Jahr 2021 betrug die Arbeitslosenquote
durchschnittlich rund 6,3 Prozent. Die Arbeits-
losenquote im Februar 2021 in Deutschland lag
ebenfalls bei 6,3 Prozent, die Zahl der als
arbeitslos gemeldeten Personen stieg gegen-
über dem Vormonat um 3.750 an.
Wie wird die Arbeitslosenquote berechnet?
Die Arbeitslosenquote gibt an, wie groß der
Anteil der Arbeitslosen an allen potenziellen
Arbeitnehmern ist, die für den Arbeitsmarkt
zur Verfügung stehen. Die Rechenformel
hierzu ist: (Anzahl der Arbeitslosen / (Anzahl
der Arbeitslosen + Anzahl der Erwerbstätigen))
x 100 = Arbeitslosenquote (in Prozent). Eine
sich verändernde Arbeitslosenquote ist damit
rechnerisch sowohl von der Entwicklung der
Anzahl der Arbeitslosen als auch der Anzahl
der Erwerbstätigen abhängig.
Quelle: Statista. Veröffentlicht von Statista
Research Department, 02.03.2021
Arbeitslosenquoten nach Weltregionen bis
2019
In Ostasien und dem Pazifik lag die Arbeits-
losenquote im Jahr 2019 geschätzt bei rund
3,8 Prozent. Die Statistik zeigt die Arbeits-
losenquoten nach Weltregionen von 2009
bis 2019.
Quelle: Statista. Veröffentlicht von Bruno
Urmersbach, 05.08.2020
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