Was ist Biotechnologie?
Verständnis der Biotechnologie
1. Biotechnologie
Biotechnologie ist ein Teilgebiet der Biologie, welches Erkenntnissen und
Methoden der Mikrobiologie, Genetik, Biochemie, Molekularbiologie, Immu-
nologie, Virologie, Zellbiologie technischen Chemie, Umwelttechnik und Ver-
fahrenstechnik einschließt.
Die "European Federation of Biotechnology" definiert Biotechnologie als
"Integrierte Anwendung von Natur- und Ingenieurwissenschaften mit dem
Ziel, Organismen, Zellen, und Teile daraus technisch zu nutzen". Es geht somit
um die Anwendung von Wissenschaft und Technik auf lebenden Organismen
und Teilen von ihnen, sowie um Produkte oder Modelle von ihnen zwecks Ver-
änderung von lebender oder nichtlebender Materie. Dies geschied zur Erwei-
terung des Wissensstandes, zur Herstellung von Gütern und zur Bereitstellung
von Dienstleistungen.
Unter Biotechnologie versteht man u.a. die Nutzung von Zellbestandteilen,
Zellen und Organismen für Produktionszwecke, für das Erbringen von Dienst-
leistungen oder für Forschung und Entwicklung. Die Biotechnologie soll effekti-
vere Therapien der individualisierten Medizin ermöglichen.
Sie soll auch zur Optimierung von industriellen Prozessen und zur Anpassung
der Landwirtschaft an den Klimawandel beitragen. Neue Einsatzgebiete auf-
grund wissenschaftlicher Durchbrüche sind die rasante Leistungssteigerung
der Genom-Sequenzierung und neue Werkzeuge wie die CRISPR-Cas-Methode
zur Genom-Editierung. Die Anwendungen sind in den Bereichen Analyse, Diag-
nostik, Gentherapie, und Krebstherapie sowie in der Nutzung von induzierten
pluripotenten Stammzellen (iPS) zu finden
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2. Quellen
Spektrum, „Biotechnologie“
Wikipedia, „Induzierte pluripotente Stammzelle“
NCBI, „White biotechnology“
Maria Alice Coelho, Bernardo D Ribeiro, 2015, „White Biotechnology for
Sustainable Chemistry “
ResearchGate, „Gray biotechnology: An overview“
deepdyve, „Legal aspects of “black biotechnology” – Counter-terrorism between
prevention and use of biotechnological products“
Liebniz-Institut für Ostseeforschung Warnemünde, „Sektion Biologische
Meereskunde“
Nature, „Biotechnology“
Grundlagen zur
Biotechnologie
Die CRISPR/Cas-Methode beruht auf einem
bakteriellen Abwehrmechanismus gegen
Viren (CRISPR). Die Forscher*innen
adaptierten das System und reduzierten es
auf zwei Komponenten und zwar auf eine
flexibel programmierbare Zielvorrichtung
auf RNA-Basis die zu schneidende Stelle im
Erbgut vorgibt, und eine molekulare
Schere, die Endonuklease Cas9, die den
Schnitt vornimmt. Soll ein neues Gen in das
Erbgut eingeschleust werden, muss
zusätzlich zu diesen beiden Komponenten
eine Vorlage des neuen DNA-Abschnitts in
die Zielzelle eingebracht werden. Das hoch
präzise Verfahren CRISPR/Cas kann alle
Arten von Genmodifikationen vornehmen.
Das Verfahren ist schnell, günstig und
einfach anzuwenden.
c. Weiße Biotechnologie (Industrielle Biotechnologie)
Die industrielle Biotechnologie beschäftigt sich damit Produktionsverfah-
ren so auszurichten, dass Ressourcen geschont und die Umwelt geschützt
wird. Hier geht es neben der auf Mikroorganismen bauende Lebensmittel-
herstellung, um die Anpassung der Produktion von Chemikalien, Arznei-
mittel, Reinigungsmitteln oder um die Veredelung von Papier, Leder oder
Textilien.
So soll zukünftig zunehmend die Gewinnung und das Recycling von Metal-
len durch Bakterien und Mikroben erfolgen. Sie werden einen wichtigen
Beitrag für die Versorgung mit Metallen und seltenen Erden leisten. Die
tief im Gestein lebenden Bakterien, können biotechnologisch genutzt
werden, um vom konventionellen Bergbau auf das Biomining umzustel-
len. Dabei werden Metalle nicht mehr in Hochöfen oder durch den Einsatz
von schädlichen Chemikalien gewonnen. Das zermahlene Erz wird von
einer bakterienhaltigen Lösung umspült und die Bakterien lösen die Metalle
aus dem Erz. Aus der Flüssigkeit werden dann die Metalle gewonnen und
weiterverarbeitet. Heute werden bei ca. 25 Prozent des weltweiten Kupfer-
und bei ca. 10 Prozent des Goldabbaus biotechnologische Bergbauverfah-
ren eingesetzt. Besonders seltene Erden werden ein bedeutender zukünf-
tiger Einsatzbereich für das Biomining sein.
Insbesondere vor dem Hintergrund, dass es nur wenige Lagerstätten sel-
tener Erden mit einem Erzgehalt gibt, bei dem sich ein Abbau mit konven-
tionellen Methoden rechnet. Durch Biominingverfahren können Lager-
stätten wirtschaftlich erschlossen werden. Auch die in Elektronikabfällen,
wie alte Computer, Mobiltelefone, oder TVs enthaltenen Rohstoffe kön-
nen mithilfe von Bakterien wirtschaftlich und umweltschonend wieder in
die Kreislaufwirtschaft eingespeist werden.
d. Graue Biotechnologie (Umweltbiotechnologie)
Die Graue Biotechnologie (Umweltbiotechnologie) umfasst alle biotech-
nologischen Verfahren zur Aufbereitung von Trinkwasser, Reinigung von
Abwasser, Müllrecycling, Sanierung kontaminierter Böden, Abluft- und
Abgasreinigung, Recycling von Produkten und der Entfernung von Schwer-
metallen, Kohlenwasserstoffen und Stoffen, die die Biosphäre verschlech-
tern. Zweck ist die Nachhaltigkeit mit neuen Mittel in der Biotechnologie
zu sichern.
Dazu werden Mikroorganismen gentechnisch angepasst. Die Veränderung
der Mikroorganismen erfolgt dabei analog zur Roten, Grünen, Weißen oder
Blauen Biotechnologie.
Es werden mit chemischen und enzymatischen Methoden Mutanten der
Mikroorganismen erzeugt, die Unterschiede in der Aminosäureabfolge
zeigen. Danach werden im Screening-Verfahren verbesserte Proteinva-
rianten gesucht. Bei jeder Evolutionsrunde werden bei einer Spezies
Enzymvariante gesucht, die nutzbare Eigenschaften haben. Das zugehö-
rige Gen der gefundenen Variante ist der Ausgangspunkt für die nächste
gelenkte Evolutionsrunde. Diese Vorgänge werden in iterativen Zyklen
wiederholt bis die angestrebten Verbesserungen für die Aufgaben erreicht
sind.
Die Anwendungen der Grauen Biotechnologie sind die Bodensanierung,
Abwasserbeseitigung und Behandlung von Abfällen. Der Einsatz von
Organismen zur Beseitigung von Verunreinigungen und Schadstoffen
wird dabei als Bioremediation bezeichnet. Anwendungen sind der Abbau
von Ölverschmutzungen, die Reinigung von Abraumhalden mit radioakti-
ven Abfällen, die Beseitigung von Giftstoffen wie DDT, Dioxinen oder TNT,
Schwermetallen, Lösungsmitteln und Kunststoffen. Durch die industrielle
Nutzung von mineralischen Ressourcen reichern sich Schadstoffe in be-
trächtlichem Umfang auch in der Biosphäre an.
e. Schwarze Biotechnologie
Die schwarze Biotechnologie umfasst biologischen Waffen. Es werden
krankheitserregende, bösartige und resistente Mikroorganismen unter-
sucht, um diese in biologische Waffen zu verwandeln oder um schädliche
Effekte entgegenzuwirken.
f. Blaue Biotechnologie (Maritime Biotechnologie)
Die Anwendung der Biotechnologie auf Lebewesen aus dem Meer wird
als Blaue Biotechnologie bezeichnet. Die Blaue Biotechnologie zielt nicht
auf den Anwendungsbereich, sondern auf die Herkunft der Produkte ab.
Dabei werden insbesondere Bakterien die sich für technische Prozesse
verwenden lassen als mögliche Quelle für biologische Substanzen gese-
hen. Zur Gewinnung der Proben und Erkundung der Tiefsee werden u.a.
Tauchroboter genutzt. Die Optimierung der Mikroorganismen erfolgt
dann analog der weißen, roten oder grünen Biotechnologie, nur ist die
Qualität des Ausgangsmaterials durch die Vielfalt der Meeresorganismen
reichhaltiger.
Das Nutzungspotential der Blauen Biotechnologie ist hoch, weil Marine
Mikroben sich den unterschiedlichsten Umweltbedingungen anpassen
konnten und heute unter dem Eis der Antarktis ebenso zu Hause sind wie
an den glühend heißen Schloten der Tiefseevulkane.
90 Prozent der marinen Organismen leben bei unter vier Grad Celsius.
b. Rote Biotechnologie (Medizin)
Die rote (medizinische Biotechnologie), beschäftigt sich mit der Entwick-
lung therapeutischer und diagnostischer Verfahren wie medizinische
Diagnostik, die personalisierte Medizin, die Arzneimittelherstellung und
die Gentherapie.
Erfahre mehr über rote Biotechnologie
a. Grüne Biotechnologie (Landwirtschaft / Nahrung)
Die Grüne Biotechnologie befasst sich mit Pflanzen. Sie bedient sich
Methoden der Biochemie, Systembiologie, Mikrobiologie, Molekular-
biologie und Verfahrenstechnik, um Nutzpflanzen zu verändern, Inhalts-
stoffe (Phytochemikalien, Sekundärmetabolite) sowie Fasern zu gewin-
nen und um pflanzliche Enzyme bzw. Wirkprinzipien (Bionik) für neue
Anwendungsbereiche zu erschließen.
Wie in vielen Bereichen der Biotechnologie sind die Übergänge zu den
anderen Zweigen der Biotechnologie fließend. Pflanzliche Zellen oder
Enzyme werden zur Produktion industrieller Stoffe (weiße Biotechno-
logie) oder von Medikamenten (rote Biotechnologie oder Pharmazeu-
tische Biotechnologie) genutzt.
Berührungspunkt zur grauen oder braunen Biotechnologie gibt es bei
der Entgiftung von Böden (Phytoremediation) oder bei Pflanzen die als
Umweltsensoren geeignet sind.
Erfahre mehr über grüne Biotechnologie
2. Anwendungsbereichen
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Bild: Auf einem Werkswissenschaftler in
steriler Schutzkleidung Arbeit an einer
modernen 3D-Druckmaschine. Pharma-,
Biotechnologie- und Halbleiter-
Herstellungsprozess.
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Historisch belegt ist die Kupfergewinnung
der Spanier im 18. Jahrhundert am Fluss Rio
Tinto durch mikrobielle Laugung sulfidischer
Kupfererze. Seit der Entdeckung der Rolle
der Eisen- und Schwefel-oxidierenden Bak-
terien bei der Erzlaugung 1940 wurde wegen
immer knapper werdender Metallvorkom-
men der Prozess des Biomining (oder
Bioleaching, genauer: mikrobielle Erzlau-
gung) näher untersucht, aufgeklärt und
technisch eingesetzt.
Die Biochemie (von griechisch βιο-χημεία
bio-chēmeia, „die Chemie des Lebens“)
oder Biologische Chemie, früher auch
Physiologische Chemie genannt, ist die
Lehre von chemischen Vorgängen in
Lebewesen, dem Stoffwechsel. Chemie,
Biologie und Medizin sind in der Biochemie
eng miteinander verzahnt. Die Aufklärung
und Heilung von Stoffwechselkrankheiten,
z. B. Hormonmangel (z. B. Diabetes) und
Vitaminmangel wurden durch die
Biochemie möglich.
Gentechnisch produzierte Wirkstoffe wie
Insulin, Impfstoffe, Interferon,
Wachstumshormone oder
Blutgerinnungsfaktoren gehören heute
zum Standard. Viele neue gentechnisch
hergestellte Wirkstoffe sind in der
Entwicklung.
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Zur Verwirklichung ihrer Aufgaben im
Umweltbereich benötigt die Graue
Biotechnologie häufig Mikroorganismen,
die über eine sehr spezielle Eigenschaft
verfügen (wie zum Beispiel die Fähigkeit,
einen Stoff abzubauen, der für die meisten
Lebewesen giftig ist). Wann immer möglich,
werden Organismen verwendet, die diese
Eigenschaft natürlicherweise bereits
besitzen.
Zellen des Bacillus anthracis (Milzbrand -
Anthrax)
Von Photo Credit: Content Providers(s):
CDC - Dieses Medium stammt aus der Public
Health Image Library (PHIL), mit der Iden-
tifikationsnummer #2226 der Centers for
Disease Control and Prevention, Gemeinfrei
Wikimedia
Mikrografie mit vielen verschiedenen
durchsichtigen Süßwassermikroorganismen
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