Grundlagen zur
Biotechnologie
Pestizide
Höhere Resistenz und Verlust an Vielfalt (Biodiversi-
tät) durch Pestizide in der Landwirtschaft schwächt
unsere Umwelt und damit langfrisitig menschliches
Leben
1. Was sind Pestizide?
Pestizide sind chemisch-synthetische Stoffe und
Stoffkombinationen, die mit Gift auf Ziel-Organis-
men (Tiere oder Pflanzen) wirken. Sie töten oder
hemmen das Wachstum bzw. die Keimung. Pesti-
zide haben einen oder mehrere Wirkstoffe, die´
bestimmte "Ziel-Organismen" zugeordnet werden
können. Insektizide wirken gegen Insekten, Herbi-
zide wirken gegen Pflanzen und Fungizide wirken
gegen Pilze. Sie können auf unterschiedliche Weise
eingesetzt werden: durch Saatgutbeizung, Sprit-
zung oder in Form von Granulat.
Pestizide haben den Zweck, die Nutzpflanzen vor
Tieren oder Krankheiten zu schützen, indem sie
den Ziel-Organismus in seiner Entwicklung schädi-
gen. Pestizide sind Gifte, und Gifte können nicht
zwischen Schädlingen und Nützlingen unterschei-
den. Sie haben daher eine sehr negative Auswir-
kung auf die Umwelt, Biosphäre, die Gesundheit
von Menschen und Tieren.
Durch den flächendeckenden Einsatz von Pestizi-
den in der Landwirtschaft, aber auch in Wäldern
und Parks, auf Straßen und Wegen sowie in priva-
ten Gärten und Kleingärten entstehen gefährliche
Kettenreaktionen.
Den größten Anteil der eingesetzten Pflanzen-
schutzmittel machen Herbizide aus, gefolgt von
Fungiziden, Insektiziden und Akariziden. Die drei
Wirkstoffe Isoproturon, Glyphosat und Metamitron
machen 40 Prozent des gesamten Herbizidver-
brauchs aus.
Empfehlen:
Social Media kann süchtig und krank machen
2. Einsatz von Pestiziden
Der Einsatz von chemisch-synthetischen Pestiziden
zur Steigerung von Ernteerträgen wird seit einem
halben Jahrhundert weltweit von der industriellen
Landwirtschaft praktiziert.
Jährlich werden im Durchschnitt auf einem Hektar
Ackerland etwa 2,5 Kilogramm Wirkstoffe einge-
setzt. Im Jahr 2016 waren 1453 Pestizidprodukte
in Deutschland zugelassen. Bis zu 40.000 Tonnen
Pestizide werden in Deutschland jährlich ausge-
bracht.
Auch Schwellenländer wie China, Indien, Brasilien
und Argentinien setzen immer mehr Pflanzen-
schutzmittel ein. Die Häufigkeit der Anwendung
von Pestiziden nimmt weltweit zu. Landwirte
setzen Pestizide nicht mehr nur bei starkem
Schädlingsbefall ein, sondern routinemäßig.
Für die Analyse wurden die 43 größten Märkte für
Pestizide berücksichtigt. Ein genauer Blick zeigt: 60
Prozent aller Verkäufe von hochgefährlichen
Pflanzenschutzmitteln entfallen auf Entwicklungs- und
Schwellenländer. Die Autoren von Public Eye und
Greenpeace UK werfen den Konzernen vor, schwache
Regulierung auszunutzen, um Produkte verkaufen zu
können, welche die EU längst verboten haben.
8. Quellen
The Greens, „Concentration of market power in
the EU seed market“
Die Grüne, „Superweeds - Resistente Unkräuter
bedrohen die Ernte“
BUND, „Bayer-Monsanto-Fusion: Wer die Saat
hat, hat das Sagen“
BUND, „Insektenatlas 2020“
BUND, „Konzernatlas 2017“
BUND, „Pestizide gefährden Gewässer“
BUND, „Der BUND fordert ein Verbot aller
Neonikotinoide“
BUND, „Keine Chance für Umweltgifte!“
BUND, „Herbizidresistente Gentech-Pflanzen:
Artenvielfalt in Gefahr“
BUND, „Globale Umweltrisiken
herbizidresistenter Pflanzen“
Public Eye, „Syngentas Milliardengeschäft mit
hochgefährlichen Pestiziden“
Public Eye, „Krebs, Fehlbildungen und
Fruchtbarkeitsstörungen“
Nau.ch, „Syngenta und Co. machen Milliarden
mit giftigen Pestiziden“
Tagesschau.de, „Hohe Umsätze mit gefährlichen
Pestiziden“
Sektion für Landwirtschaft - Goetheanum, „Saatgut
– Gemeingut“
OECDiLibrary, „Concentration in Seed Markets“
Greenpeace, „Europas Abhängigkeit von
Pestiziden“
Greenpeace, „Pestizide zerstören die Umwelt“
Greenpeace, „Gentechnik - spiel mit ungewissem
Ausgang“
Deutsche Umwelthilfe, „Pestizide“
NatureFund, „Direkte Vergiftungen, chronische
Vergiftungen und Krebs“
Aerzteblatt.de, „Weltweite Zahl der
Krebsdiagnosen steigt“
Osnabrücker Zeitung, „Fast jeder zweite Deutsche
wird an Krebs erkranken“
Oxfam, „Studie belegt: Erhöhtes Krebsrisiko
durch Pestizide“
Agrarheute, „EFSA: Neonicotinoide für den
Menschen schädlich“
ResearchGate, „Health Issues of Migrant and
Seasonal Farmworkers“
The National Academies of Sciences Engineering &
Medicine, „Regulating Pesticides in Food. The
Delaney Paradox“ (1987)
pompa, „The Dangers of Glyphosate: An
Interview with Dr. Stephanie Seneff“
Global2000, „Pestizide“
Health and Environment Alliance.org
Coordination gegen BAYER-Gefahren
NewScientist, „It‘s raining pesticides“
ScienceDirect, „Screening of pesticides and
veterinary drugs in small streams in the
European Union by liquid chromatography high
resolution mass spectrometry“
SWR, „Studie: Wasser aus Schutzgebieten oft mit
Pestiziden belastet“
UFZ, „Insektenvernichtungsmittel künftig ein
zunehmendes Problem für Gewässer in Europa“
scinexx, „Europäischen Gewässern droht eine
Pestizid-Schwemme“
The Task Force on Systemic Pesticides,
„Ressourcen“
Süddeutsche Zeitung, „Gift für Bienen und Vögel“
Nature, „Declines in insectivorous birds are
associated with high neonicotinoid
concentrations“
NABU, „Das große Vogelsterben. Interview mit
dem Vogelschutzexperten Lars Lachmann“
Bundesamt für Naturschutz, „Rote Liste zeigt
Gefährdung der Pflanzenvielfalt in
Deutschland“
Randolf Menzel, „Wie Bienen navigieren und wie
sie durch Pestizide gestört werden “
Gen-ethiches Netzwerk e.V., „Herbizidresistenz
der nächsten Generation? “
3. Pestizide in der
Industriellen
Landwirtschaft
Pestizide sind neben manipulierten Samen ein
wesentlicher Bestandteil der industriellen Agrarwirt-
schaft. Sie sind, neben der sich weiterentwickelnden
Klimakriese, wesentlich für den Biodiversitätsverlust
verantwortlich. Der Verlust an der Vielfalt ist die
Folge des Einsatzes von Hochertragssorten und der
Konzentration der Saatgutproduktion auf wenige
Konzerne. Der globale Saatgut- und Pestizidmarkt
wird von wenigen Agrochemie-Riesen dominiert.
Die Marktbeherrscher sind Bayer die 2018 Monsanto
übernommen haben, Corteva und Syngenta. Allein
diese drei Unternehmen kontrollieren mehr als 60%
des Weltmarktes. Auch bei Pestiziden liegt Bayer und
Syngenta deutlich vorne gefolgt von BAS, DowDu-
Pont und Chemchina.
Die Konzentration auf dem Markt vernichtet auch
die genetischen Ressourcen, das «Naturkapital» für
die zukünftige Entwicklung der Kulturpflanzen.
Gemäß einer Studie von Public Eye und Greenpeace
UK machen die fünf größten Agrochemiekonzerne
im Pestizid-Geschäft 35 Prozent Umsatz mit hochge-
fährlichen und zum Teil lebensbedrohlichen Stoffen.
5. Verseuchte Gewässer
durch Pestizide
Ein Tests in zehn Ländern darunter Deutschland,
Frankreich, Großbritannien Polen und Belgien legt
offen, das Wasser europäischer Flüsse und Kanäle
ist mit mehr als hundert verschiedenen Pestiziden
kontaminiert die teilweise über die Grenzwerte
hinaus gehen. Darunter auch 24 nicht mehr in der
EU zugelassene Substanzen und 21 Tierarzneimit-
tel. Die meisten Pestizide sind Unkrautvernich-
tungsmittel und auch Neonicotinoide waren in
erhöhten Dosen vertreten, wie die Forscher
berichten.
Forscher in Baden-Württemberg haben festge-
stellt, dass das Wasser in vielen Wasserschutzge-
bieten im Land nicht ausreichend sauber ist. In
über 60 Prozent seien Rückstände von chemisch-
synthetischen Pflanzenschutzmitteln nachweisbar,
hieß es am Mittwoch in Stuttgart.
2.000 Proben aus dem Grundwasser in Baden-
Württemberg haben die Experten zwischen 2014
und 2018 untersucht. Sie wollten wissen, wie viel
und welche Pestizid-Rückstände darin nachzuwei-
sen sind und untersuchten auch auf ganz neue
Mittel. Ihre erschreckende Bilanz: Weit mehr als
die Hälfte der Proben aus fast allen Wasserschutz-
gebieten im Land war nicht ganz sauber. In 60
Prozent wiesen die Forscher Reste der unter-
schiedlichsten Pflanzenschutzmittel nach. Das
Problem ist, dass aus genau diesem Wasser unser
Trinkwasser gewonnen wird.
Eine Studie des Helmholtz-Zentrums für Umwelt-
forschung (UFZ) in Leipzig prognostiziert das
Europas Gewässer im Jahr 2090 bis zu 23fach stär-
ker mit Insektenvernichtungsmitteln belastet sein
werden als bisher. Die steigenden Temperaturen
durch den Klimawandel bedingen, dass der Schäd-
lingsbefall wachse und damit auch der Einsatz von
Pestiziden wachse die dann in die Gewässer gespült
werden.
Steige die globale Mitteltemperatur um rund 2,8
Grad Celsius, dann werde sich europaweit der der
Einsatz von Insektiziden bis zum Jahr 2090 gegen-
über 1990 mehr als verdoppeln. Entsprechend mehr
von diesen Mitteln gelangten dann auch in die
Gewässer. Dadurch könnte sich der ökologische
Zustand der Gewässer vor allem in Skandinavien,
im Baltikum und in Mitteleuropa bis 2090 deutlich
verschlechtern.
6. Pestizide vergiften
Insekten wie Bienen und
Schmetterlinge
Pestizide wie Glyphosat und Neonicotinoide töten
nützliche Insekten wie Bienen oder Florfliegen, die
unverzichtbar für ein funktionierendes Ökosystem
sind.
Durch den hohen Einsatz von Pestiziden in der in-
dustriellen Agrarwirtschaft, reagieren Insekten mit
Orientierungslosigkeit. In einer Studie aus dem
Jahr 2014 des Berliner Neurobiologen und Bienen-
forschers Randolf Menzel zeigt sich das bereits
geringe Mengen Insektizide das Nervensystem
von Bienen beeinflussen.
Eine neue Stoffklasse von Pestiziden ist Neoniko-
tinoide. Sie sind besonders stark giftig und wird
inzwischen flächendeckend verwendet.
Unabhängige Wissenschaftler der europäischen
Task Force on Systemic Pesticides haben 800
Studien ausgewertet und zeigen, dass Neonicoti-
noide für das Massensterben der Bestäuber die
Hauptverantwortung trägt.
Das Pestizid wird u.a gegen Blattläuse in vielen
Kulturen wie Gemüse, Obst, Raps, Zuckerrüben
und Hobbygarten eingesetzt. Neonikotinoide grei-
fen in das zentrale Nervensystem bei Insekten ein.
Das betrifft auch wichtige Insekten wie Honig-
bienen und Wildbienen. Sie werden durch das Gift
getötet oder geschädigt. Das Gift schwächt das
Immunsystem von Bienen, stört ihre Orientierung
und beeinträchtigen die Fortpflanzung. Das hat
dramatische Folgen für Bienenvölker. Sie kommen
mit dem Nervengift über Pollen oder Schweißtrop-
fen der Pflanzen in Kontakt. Besonders in den
Schweißtropfen der Pflanzen ist das Nervengift
besonders konzentriert, und damit bis zu 1.000 Mal
giftiger als die Pollen. So wird bei Honigbienen ihre
Orientierungsfähigkeit gestört sodaß sie nicht zu
ihrem Stock zurückfinden. Das kann zum Zusam-
menbruch der jeweiligen Bienenkolonie führt.
Neonikotinoide schwächen auch das Immunsystem
von Bienen und machen sie somit anfälliger für die
Varroamilbe. Die Varroamilbe befällt die Brut von
Bienen, saugt ihr Blut und hinterlässt Wunden,
in denen Viren und Bakterien, die sie zudem über-
trägt, gedeihen. Wissenschaftliche Studien bele-
gen, dass zudem, dass Neonikotinoide nicht nur
Honigbienen, sondern auch Wildbienen und
Schmetterlinge stark gefährden.
Das ist dramatisch, weil Insekten nahezu alle Wild-
und Kulturpflanzen bestäuben. So liefern sie Men-
schen indirekt Nahrung und dienen den Vögeln als
Nahrung. Für das Ökosystem sind Bienen, Schmet-
terlinge und Käfer unentbehrlich. Der wirtschaftli-
che Wert wird von der Heinrich-Böll-Stiftung bei
der Vorstellung des Insektenatlas, für die Bestäu-
berleistung der Insekten im weltweiten Anbau von
Obst, Gemüse und Getreide bis zu 600 Milliarden
US-Dollar beziffern. Wobei man die Leistungen der
Insekten in der Biosphäre nicht mit Geld aufwerten
kann.
Der Insektenatlas, der von der Heinrich-Böll-
Stiftung und dem BUND (Bund für Umwelt und
Naturschutz) veröffentlicht wird und die 2018
publizierte Rote Liste des Bundesamtes für Natur-
schutz (BfN) zeigen, dass besonders auf großen
Feldern mit intensivem und monotonem Ackerbau,
Insekten und Pflanzen keinen Lebensraum mehr
finden.
Mindestens 95 Prozent der Pestizide, die für das
Bespritzen von Kulturpflanzen eingesetzt werden
sollten, landeten in einer weiteren Umgebung, die
über das Zielgebiet hinaus reichte. Dort töteten
die Pestizide Insekten, die von den Feldvögeln als
Nahrungsmittel benötigt werden und zur Fütte-
rung ihrer Jungtiere benötigt werden.
Wenn die Insekten sterben, sterben auch die
Insektenfresser und damit sind auch die Vögel
der Agrarlandschaft bedroht.
Insekten dienen den meisten Singvögel als Futter
für ihre Jungen. Auch dann, wenn die Altvögel
wie bei unseren Sperlingsarten, selber vegetari-
sche Nahrung bevorzugen. Zugvögel ernähren
sich grundsätzlich vor allem von Insekten.
Eine Langzeitstudie zeigt für die 63 meist in
Nordwest-Deutschland gelegene Naturschutz-
gebiete einen Rückgang der Fluginsekten von
76 Prozent innerhalb von nur 27 Jahren zeigte.
7. Einsatz von Pestiziden
führt zu Resistenzen bei
Unkraut
Aufgrund des starken Gebrauchs von Pestiziden sind
zahlreiche Unkrautarten inzwischen Herbizid Resistenz
weil sie sich angepasst haben. Von den 432 Resistenz-
Unkrauttypen finden sich 145 in den USA, gefolgt von
Australien und Kanada.
4. Pestizide und Krebs
Eine Studie aus den USA zeigte, dass Krebsfälle
bei amerikanischen Kindern unter 20 Jahren stetig
ansteigen. Ebenfalls auffallend ist, dass Leukämie
durchgehend öfter bei Kindern auftritt, die auf
einem Bauernhof aufwachsen oder deren Eltern
Pestizide im Garten einsetzen.
Ungefähr 40 Chemikalien sind derzeit noch auf
dem Markt erhältlich, die von der Internationalen
Krebsforschungsagentur der Vereinten Nationen
(IARC) als wahrscheinlich krebserregend einge-
stuft werden. Dazu zählt auch Glyphosat: In Labor-
versuchen wurde gezeigt, dass Glyphosat und sein
Abbauprodukt genotoxisch wirken, was bedeutet,
dass diese die Fähigkeiten der Zellen im Körper des
Menschen beeinflussen und deren genetisches
Material kopieren und vervielfältigen. Das führt
potenziell zu Mutationen und einem erhöhten
Krebsrisiko. Außerdem zeigen Daten aus den USA
auf, dass 18% aller Insektizide und 90% aller Fungi-
zide krebserregend sind.
In den USA ist seit 1973 die Anzahl der Erkrankten
mit Non-Hodgkin-Lymphomen, also bösartigen
Erkrankungen des Lymphsystems, um 73 % gestie-
gen. Die Krebskranken kamen dabei fast 2,6-mal
häufiger mit dem Herbizid MCPA in Kontakt als
gesunde Menschen. MCPA wird heute noch in
Deutschland eingesetzt, beispielsweise zur
Bekämpfung von Beikräutern. Die Krebspatienten
kamen im Vergleich zu gesunden Menschen außer-
dem 3,7-mal häufiger mit Fungiziden und 2,3-mal
häufiger mit Glyphosat in Kontakt. Forscher gehen
davon aus, dass die Chemikalien das Immunsystem
der Patienten schwächen und somit Krebs-Viren
ausgelöst werden.
Durch Pestizide wird außerdem die Brustkrebsrate
erhöht, denn viele von ihnen wirken wie Östro-
gene. So stieg die Brustkrebsrate in den USA von
einer Erkrankten von zwanzig Frauen im Jahr 1960
auf eine Erkrankte von 8 Frauen im Jahr 1995.
In einer Studie an 182 Stadtbewohnern aus 18 euro-
päischen Ländern wurde bei 45% der Teilnehmer
Glyphosat im Urin nachgewiesen. Besorgniserre-
gend ist dies, da Glyphosat bereits in geringen
Mengen menschliche Embryonal- und Plazentazel-
len sowie die DNA von Menschen und Tieren schä-
digt: So stellte eine französische Studie fest, dass
Glyphosat menschliche Zellen innerhalb eines
Tages abtötet – und das selbst bei einer 100.000-
fachen Verdünnung des Wirkstoffes.
Sowohl bei Menschen als auch bei Tieren bestehen
Zusammenhänge zwischen Fehlbildungen und
Fehlgeburten und dem Einsatz von Glyphosat. Eine
Studie weist darauf hin, dass Glyphosat Krankhei-
ten wie Alzheimer, Diabetes und Krebs begünstigt
und zu Depressionen, Herzinfarkten sowie
Unfruchtbarkeit führen kann.
Mittlerweile wird Glyphosat auch mit Krankheiten
wie Autismus, Leber-, Nieren-, Bauchspeicheldrü-
sen-, Schilddrüsen- und Dickdarmkrebs, Hyperak-
tivität (ADHS), Geburtsfehlern, Fettleibigkeit,
Parkinson, multipler Sklerose sowie Auswirkungen
auf den Verdauungstrakt in Verbindung gebracht.
Die Europäische Lebensmittelbehörde (EFSA) hat
die Gesundheitsgefahren der Neonicotinoide im
Auftrag der EU-Kommission überprüft. Die
Wissenschaftler der EFSA kamen zu dem Ergebnis,
dass die Substanzen in den beiden Insektiziden
Acetamiprid und Imidacloprid die Entwicklung
von Neuronen und Hirnstrukturen, die etwa mit
der Lern- und Gedächtnisfunktion in Verbindung
stehen, beeinträchtigen können.
Die UN-Weltgesundheitsorganisation WHO gibt an,
dass circa 26 Millionen Vergiftungsfälle pro Jahr
durch Pestizide entstehen. Ungefähr 3 Millionen
von diesen Fällen werden im Krankenhaus behan-
delt und aus ihnen resultieren circa 750.000 chroni-
sche Erkrankungen. Es gibt derzeit etwa 220.000
Todesfälle durch Pestizide pro Jahr. Außerdem be-
richtet die US-Umweltbehörde von über 300.000
nicht-tödlichen Pestizidvergiftungen pro Jahr.
Studien haben bewiesen, dass das Risiko an be-
stimmten Krebsarten zu erkranken für Landwirte
und professionelle Pestizidanwender eindeutig
höher ist, als für andere Berufsgruppen. Die
oberste US-Gesundheitsbehörde bestätigt auf ihrer
Internetseite, dass Landwirte in den USA mit einer
höheren Wahrscheinlichkeit an Leukämie, Non-
Hodgkin-Lymphomen, Multiplen Myelomen sowie
an Haut-, Lippen-, Magen-, Gehirn- und Prostata-
krebs erkranken, als die allgemeine Bevölkerung.
Aufgrund dessen ist es nicht verwunderlich, dass
schwedische Forscher Pestizide als häufigste
Ursache für Krebserkrankungen in der westlichen
Welt verantwortlich machen.
Pestizidwirkstoffe lagern sich im Fettgewebe von
Menschen und Tieren ab. Dies führt zu hohen
Schadstoffkonzentrationen im Organismus vor
allem bei Lebewesen, die am Ende der Nahrungs-
kette stehen. Ein Beispiel ist das bis in die 70er
Jahre hinein eingesetzte DDT. Das Dauergift lässt
sich noch heute im Blut der meisten Menschen
nachweisen. DDT kann das Hormonsystem beein-
trächtigen, das Erbgut verändern und steht im
Verdacht, krebserregend zu sein. Obwohl Alterna-
tiven zur Verfügung stehen, ist die Diskussion um
einen verstärkten DDT-Einsatz zur Malariabekämp-
fung nach wie vor aktuell.
Nach einer Prognose des Robert-Koch-Insti-
tuts wird fast jeder zweite Deutsche an
Krebs erkranken.
Analyse durch Unearthed/Public Eye von Verkaufsdaten der Marktanalyse-Firma
Phillips McDougall (2018) sowie der HHP-Liste des Pestizid Aktions-Netzwerks
(2019). Die Grafik zeigt die Umsätze der fünf CropLife- Konzerne Bayer, BASF,
Corteva, FMC und Syngenta zusammen in ihren 10 größten Absatzmärkten mit
hohem Einkommen im Vergleich zu den 10 größten Absatzmärkten mit niedrigem
und mittlerem Einkommen. Die Daten von Phillips McDougall beschrän- ken sich
auf die Umsätze der wichtigsten Produkte in den grössten Märkten. Sie sind daher
nicht repräsentativ für den gesamten Pestizidmarkt eines Landes. Bei einigen
Ländern sind die Daten möglicherweise nicht repräsentativ für den tatsächlichen
Marktanteil der CropLife-Konzerne. In Argentinien konnten die Marktforscher von
Phillips McDougall einen Hersteller nur in 19% der erfassten Verkäufe identifizieren;
die Anteile der CropLife-Konzerne sind möglicherweise unterrepräsentiert. Die
Statistiken im Titel basieren auf Verkaufsanalysen für 43 Länder, die nicht alle in der
Grafik dargestellt sind.
Abbildund Quelle: Nau.ch
Abbildung Quelle: Nationaler Bericht Deutschlands 2013 nach Art. 12 der
Vogelschutzrichtlinie, verfügbar unter https://www.bfn.de/
Datenzusammenfassungstellung: NABU
Seit mehr als 30 Jahren wurde keine neue Wirk-
stoffgruppe mehr gefunden, die als Ersatz für die
bisherigen Herbizide eingesetzt werden könnte.
Damit ist die Situation ähnlich bedrohlich wie die
Entstehung von antibiotikaresistenten Keimen in
der Human-Medizin. Auch in der Human-Medizin
haben sich die Krankheitserreger zunehmend an
den übermäßigen Einsatz von ursprünglich äußerst
wirksamen Substanzen angepasst und sind unwirk-
sam geworden. Auch hier ist die Entwicklung neuer
Wirkstoffe ein Problem. Deswegen setzt man in
der Human-Medizin auf den Schutz von sogenann-
ten „Reserveantibiotika“: Das sind Mittel, die nur
in besonders dringenden Fällen eingesetzt werden
sollen, um Resistenzentwicklungen zu vermeiden.
Glyphosat war vor dem Einzug der Gentechnik als
ein solches „Reserve-Herbizid“, vorgesehen.
Um das Glyphosat beim Anbau von Soja, Mais und
anderen Nutzpflanzen einsetzen zu können, wur-
den die Nutzpflanzen per Gentechnik resistent ge-
macht: In die Pflanzen wurde per Gen-technik ein
Enzym (EPSPS) eingebaut, das aus Bakterien iso-
liert wurde. Das EPSPS-Enzym (5-enolpyruvylshiki-
mate-3-phosphate synthase) ermöglicht den Gen-
technik-Pflanzen die Synthese der Aminosäuren,
deren Bildung durch den Einsatz von Glyphosat
blockiert wird, trotzdem weiter zu vollziehen.
Pflanzen ohne dieses Enzym können dem Einsatz
von Glyphosat nicht widerstehen und gehen
zugrunde.
So entstanden die herbizidresistenten Gentechnik-
Sojabohnen, die Monsanto entwickelte und die seit
1996 angebaut werden und unter dem Markenna-
men „Roundup“ und als Glyphosatmischungen
„Roundup-Ready-Soja“ bekannt sind. Über 80
Prozent aller Gentech-Pflanzen sind heute herbizi-
dresistent. Herbizidresistente Pflanzen überstehen
die Anwendung eines Totalherbizids, d.h. im Ge-
gensatz zu allen anderen Pflanzen auf dem Acker
sterben sie nicht ab, wenn sie mit Unkrautvernich-
tungsmitteln besprüht werden.
Herbizidresistente Unkräuter waren ursprünglich
der entscheidende Grund für die Einführung gen-
technisch veränderter Pflanzen in den USA. Round-
up/Glyphosat und gentechnisch veränderte Pflan-
zen wurden die zentralen Geschäftsbereiche von
Monsanto. Seit 1996 werden in den USA immer
mehr Pflanzenarten wie Soja, Mais, Raps, Zucker-
rüben, Baumwolle und Alfalfa (Luzerne) angebaut,
die per Gentechnik gegen das Unkrautvernich-
tungsmittel Glyphosat resistent gemacht wurden.
2013 wurden in den USA etwa 70 Millionen Hektar
mit gentechnisch veränderten Pflanzen bebaut.
Die allermeisten sind resistent gegen Glyphosat.
Wegen der massiven Herbizidresistenzen, die sich
bereits vor dem Einzug der Gentechnik im Soja-
bohnen-Anbau ausgebreitet hatten, bauten viele
Landwirte seit 1996 Jahr für Jahr auf denselben
Flächen immer wieder die Gentechnik-Soja an. Das
führte zu einer Dauer-Beregnung mit Glyphosat
und führte letztlich zur Entstehung resistenter
Unkräuter. Da auch Pflanzenarten wie Mais und
Baumwolle mit Gentechnik gegen Glyphosat resis-
tent gemacht wurden, bedeutet auch ein Frucht-
wechsel zu einer anderen mit Gentechnik versehen
Pflanze keine Pause beim Glyphosateinsatz und
somit auch keine Möglichkeit, die weitere Zunah-
me von Herbizidresistenzen zu verhindern.
Gentechnisch veränderte Pflanzen können sich na-
türlich auch selbst zu Unkräutern entwickeln oder
durch Genaustausch neue Resistenzen verursa-
chen. Weltweit haben sich bereits mehrere Varian-
ten gentechnisch veränderter Pflanzen über den
Acker hinaus in der Umwelt verbreitet oder finden
sich dauerhaft als ungewollter Beiwuchs auf
Äckern, die eigentlich gentechnikfrei sein sollten.
Die Samen von Gentechnik-Pflanzen verbreiten
sich über Wind, Wasser und landwirtschaftliche
Bearbeitung über weite Strecken in der Umwelt.
Quellen/Disclaimer: Analyse der Verkaufsdaten von Phillips McDougall (2018) und
der HHP-Liste des Pestizid Aktions-Netzwerks (2019) durch Unearthed/Public Eye.
Die Daten von Phillips McDougall grössten Pestizidsmärkte ab. Die hier
dargestellten Umsätze machen 36% der gesamten Pestizidverkäufe durch CropLife-
Konzerne für 2018 au. Unsere Analyse bezieht sich auf die Unternehmen Bayer,
BASF, Corteva, FMC und Syngenta, also fünf der sechs Mitglieder von CropLife
International. Das sechste Unternehmen, Sumitomo, wurde nicht miteinbezogen.
Abbildund Quelle: Nau.ch
Land
Anzahl Resistenz-Typen
USA
145
Australien
69
Kanada
60
China
37
Frankreich
35
Japan
33
Brasilien
32
Deutschland
32
Italien
30
Israel
29
Tümpel, Flüsse und Seen sind wichtige Lebensräume für eine Vielzahl von
Mikororganismen, Würmern, Insekten und Spinnen. Diese sind die für die
Erhaltung der biologischen Vielfalt von großer Bedeutung. Die Verwendung von
Pestiziden wirkt sich indirekt auf Gewässer aus. Bild von Kai Meißner via Pixabay
Spritzglyphosat auf dem Feld
Abbildung: Soja-Haarschoten
Abbildung: Insektenatlas 2020 / Stork, BUND
Abbildung: Insektenatlas 2020 / Stork, BUND
Bienen sterben aus dem Einsatz von Pestiziden
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sterben, prognostiziert das Robert-Koch-Institut.
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2017
Quelle: USGS
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